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Arthur Schopenhauer : Tiere

Welch ein  unergründliches Mysterium
liegt doch in jedem Tiere !

Arthur Schopenhauer , W II 553. *

Ich muß aufrichtig gestehn:
der Anblick jedes Thiers erfreut mich unmittelbar
und mir geht dabei das Herz auf.

Arthur Schopenhauer , HNH, Band 4, II, S. 8.

 

Zitatquellen / Abkürzungen

 

Auszüge aus > Wagners Schopenhauer - Register :
Zur Wesensgleichheit von Mensch und Tier **,
zur Rechtlosigkeit der Tiere und zum Mitleid mit Tieren.

  • Die Tiere sind Brüder des Menschen; der Mensch des Abendlandes kennt sie nicht mehr, sondern wähnt, sie seien etwas von Grund aus Anderes als er
    >
    G 98; E 238 f., 162; W II 551.
    Das Tier ist im Wesentlichen das Selbe wie der Mensch; der Unterschied liegt bloß im Intellekt, also in der somatischen Verschiedenheit eines Organs, des Gehirns
    >
    E 240 f.; P II 399, 402 f., W II 227 f., 309, 223; P I 78.
     
  • Bei den Buddhaisten wird das > Tat-twam-asi über jedes Tier ausgesprochen
    >
    P II 400, 402 f.; W I 259 f.
    Auf die Erkenntnis dieser Identität leitet nichts entschiedener hin als die Beschäftigung mit Zoologie und Anatomie: was soll man daher sagen, wenn bigotte Zoologen einen absoluten Unterschied zwischen Mensch und Tier behaupten
    >
    E 240; P II 399.
     
  • Es ist ein elender Pfaffenkniff, alle die natürlichen Verrichtungen, welche die Tiere mit uns gemein haben und welche die Identität unserer Natur mit der ihren bezeugen, wie Essen, Trinken u. s. w. durch ganz andere Worte (Schimpfnamen) zu bezeichnen als beim Menschen
    >
    G 98; E 239 f.; P II 397.
    Die alten Sprachen kennen eine solche Duplizität der Ausdrücke nicht
    >
    E 239.
    Auch in der englischen Sprache begegnen wir jenem Kunstgriff nicht; hingegen findet sich in dieser ein Analogon (ähnlicher Fall) desselben in der Eigentümlichkeit, dass alle Tiere generis neutrius  (sächlichen Geschlechts) sind
    >
    E 240.
     
  • In Europa ist es ein Gräuel, wenn der treue Hund neben der Ruhestätte seines Herrn begraben wird
    >
    E 240.
     
  • Die Rechtlosigkeit der Tiere ist alttestamentarischen Ursprungs; sie ist Folge der Genesis, jener Installations-Szene im Garten des Paradieses, nach welcher der Schöpfer die Tiere ganz wie Sachen, ohne alle Empfehlung zu guter Behandlung, dem Menschen übergibt, damit er über sie herrsche
    >
    E 243, 161; P II 396 ff., 402, 404; W II 742; P I 78.
    In der Bibel finden sich keine die Schonung der Tierwelt predigende Verordnungen. Die Bemühungen, dergleichen Stellen beizubringen, waren vergeblich
    >
    P II 398 f.; E 244 f.
    Dass die Moral des Christentums die Tiere nicht berücksichtigt, ist ein Mangel derselben, den    es besser ist einzugestehen, als zu perpetuieren (verewigen)
    >
    E 241 f., 162; P I 204; P II 396 ff., 399 f.
     
  • In den Indischen Religionen sind die Tiere durch die Religion geschützt (z. B. >  Buddhismus )
    >
    P II 397 f.; E 241.
     
  • In den europäischen Moralsystemen ist für die Tiere unverantwortlich schlecht gesorgt
    >
    E 238.
    Die Rechtlosigkeit der Tiere beruht in der Philosophie auf der angenommenen gänzlichen Verschiedenheit zwischen Mensch und Tier. Um die von der Kartesisch-Leibnitz-Wolffischen Philosophie konstruierte unsterbliche anima rationalis (den vernünftigen Seelenteil) zu retten, eröffnete man eine ungeheure Kluft zwischen beiden
    >
    E 238 f.; W II 223.
    Spinozas Verachtung der Tiere
    >
    W II 742; P I 78.
    Jung-Stillings Schandtaten an Tieren
    >
    P II 399.
    Auch Kant behandelte die Tiere als Sachen; der Mensch könne keine Pflicht gegen Tiere haben
    >
    E 161, 241; (W I 600).
    Kant sagt: “die grausame Behandlung der Tiere ist der Pflicht des Menschen gegen sich selbst entgegen u. s. w.”: die Tiere wären somit gleichsam das pathologische Phantom zur Übung des Mitleids mit Menschen
    >
    E 161 f.
     
  • Es ist ein schlechtes Argument, dass Grausamkeit gegen Tiere zu Grausamkeit gegen Menschen führe; als ob bloß der Mensch ein unmittelbarer Gegenstand der moralischen Pflicht wäre, das Tier bloß ein mittelbarer
    >
    P II 404.
     
    Die Menschen sind die Teufel der Erde  und die Tiere die geplagten Seelen
    >
    P II 398.
     
  • Erst wenn jene einfache Wahrheit, dass die Tiere in der Hauptsache ganz das Selbe sind, was    wir, in´s Volk gedrungen sein wird, werden die Tiere nicht mehr als rechtlose Wesen dastehen und demnach der bösen Laune und Grausamkeit jedes rohen Buben preisgegeben sein
    P II 403, 399; E 239 f.
     
  • Das Mitleid mit Tieren entspringt aus der selben Quelle mit der gegen Menschen zu übenden Tugend. Fein fühlende Personen empfinden nach Misshandlung von Tieren die selbe Reue (Gewissensbiss), welche bei der Erinnerung an gegen Menschen verübtes Unrecht empfunden wird
    >
    E 242; P II 621.
    Den Zeloten und Pfaffen rate ich, hier nicht viel zu widersprechen: denn dies Mal ist nicht allen  die Wahrheit, sondern auch die Moral auf unserer Seite
    >
    P II 402.

Anmerkungen:

*      In gleichem Sinne: “ Wenn wir irgend ein Naturwesen, z. B. ein Tier, in seinem Dasein, Leben und Wirken anschauen und betrachten; so steht es, trotz Allem, was Zoologie und Zootomie darüber lehren, als ein  unergründliches Geheimnis vor uns”
( Arthur Schopenhauer , W II, S. 99 ).

**     Die Wesensgleichheit ist darin begründet, dass nach Schopenhauer Mensch und Tier, ja die ganze Natur  Erscheinungsformen, Objektivationen, eines metaphysischen
> Willens sind.

                                                 
Weiteres:

>  Schopenhauer über Tierschutz und Tierschutzvereine

Arthur Schopenhauer - ein früher Tierversuchsgegner

> Montaigne , Schopenhauer und die Tierethik

Kant , Schopenhauer und die Tiere (Blogbeitrag)

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