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Auf Offenbarungen wird in der Philosophie nichts gegeben, daher ein Philosoph vor allen Dingen ein Ungläubiger sein muss. Sei religiös und bete; oder sei Philosoph und denke: aber sei Eins von beiden. Philosoph sein heißt, von dem Streben nach letzten Gründen beseelt,- oder besessen sein. Was macht den Philosophen? Der Mut keine Frage auf dem Herzen zu behalten. Die Frage: “Was ist das Alles?” macht den Philosophen. Überhaupt wird der echte Philosoph überall Helle und Deutlichkeit suchen und stets bestrebt sein, nicht einem trüben, reißenden Regenbach zu gleichen, sondern vielmehr einem Schweizer See, der, durch seine Ruhe, bei großer Tiefe große Klarheit hat, welche eben erst die Tiefe sichtbar macht. Der unechte hingegen wird zwar keineswegs durch die Worte seine Gedanken, wohl aber seinen Mangel daran zu verbergen suchen. Wenn ein Philosoph etwa vermeinen sollte, er würde im Sterben einen ihm allein eigenen Trost darin finden, dass dann ihm ein Problem sich löst, welches ihn so häufig beschäftigt hat, so wird ihm vermutlich gehen, wie einem, dem, als er eben das Gesuchte zu finden im Begriffe ist, die Laterne ausgeblasen wird. In der Philosophie ... darf es dabei, so sehr auch der Kopf oben zu bleiben hat, doch nicht so kaltblütig hergehen, dass nicht am Ende der ganze Mensch, mit Herz und Kopf, zur Aktion käme und durch und durch erschüttert würde. Die Priester erscheinen schließlich fast nur noch als Vermittler des Handels mit bestechlichen Göttern. Es ist töricht, sich sein ganzes Leben abzuarbeiten, um Reichtümer zu erwerben, die man dann seinen Erben überlassen muss. Der Reichtum gleicht dem Seewasser: je mehr man davon trinkt. desto durstiger wird man. Religionen sind Kinder der Unwissenheit. Der Ruhm beruht eigentlich auf dem, was einer im Vergleich mit den Übrigen ist. Demnach kann er auch nur relativen Wert haben. Er fiele ganz weg, wenn die übrigen würden, was der Gerühmte ist. Absoluten Wert kann nur das haben, was ihn unter allen Umständen behält, also hier, was einer unmittelbar und für sich selbst ist: folglich muss hierin der Wert und das Glück des großen Herzens und des großen Kopfes liegen. Also nicht der Ruhm, sondern das, wodurch man ihn verdient, ist das Wertvolle. Wie Schadenfreude nur theoretische Grausamkeit ist, so Grausamkeit nur praktische Schadenfreude, und diese wird als jene auftreten, sobald die Gelegenheit kommt. Wir fühlen den Schmerz, aber nicht die Schmerzlosigkeit; wir fühlen die Sorge, aber nicht die Sorglosigkeit. Nichts ist leichter, als so zu schreiben, dass kein Mensch es versteht; wie hingegen nichts schwerer, als bedeutende Gedanken so auszudrücken, dass jeder sie verstehen muss. Über Schriftstellerei: Immer noch besser, etwas Gutes wegzulassen, als etwas Nichtssagendes hinzusetzen. Über Schriftstellerei: Flüchtiger, nachlässiger, schlechter Stil bezeugt eine beleidigende Geringschätzung des Lesers, welcher dann dieser, mit Recht, durch Nichtlesen straft. Stoff zur Sorge ist immer da: verschwindet die größere, so bläht sich die kleinere auf. Die Sprache, wie die deutsche, ist das köstlichste Erbstück der Nation und dabei ein überaus kompliziertes, leicht zu verderbendes und nicht wieder herzustellendes Kunstwerk. Musik ist die Sprache des Gefühls und der Leidenschaft, so wie Worte die Sprache der Vernunft. Um einen vollkommenen Staat zu gründen, muss man damit anfangen, Wesen zu schaffen, deren Natur es zulässt, dass sie durchgängig das eigene Wohl dem öffentlichen zum Opfer bringen. Das schwere Problem der Staatskunst ist, dass mittelst der Gewalt das Recht herrsche. Überhaupt mag der Augenblick des Sterbens dem des Erwachens aus einem schweren, alpgedrückten Traum ähnlich sein. Die Stunden gehen desto schneller hin, je angenehmer, desto langsamer, je peinlicher sie zugebracht werden. |
Vorbemerkung > Schopenhauer und seine Zitate |
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