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Arthur Schopenhauer

über

Verstand und Anschauung

Erst wenn der Verstand ... in Thätigkeit geräth und seine einzige und alleinige Form, das Gesetz der Kausalität, in Anwendung bringt, geht eine mächtige Verwandlung vor, indem aus der subjektiven Empfindung die objektive Anschauung wird.
                                   Arthur Schopenhauer (G 52 f.)

So ermöglicht es laut Arthur Schopenhauer der Verstand dem Menschen,  aus seinen zunächst nur dumpfen Sinnesempfindungen kausale Zusammenhänge zu erkennen und zu einer objektiven Anschauung der Welt zu kommen. Das gilt in besonderem Maße für die Naturwissenschaft, denn durch sie werden  Ursachen und Wirkungen in der Natur erforscht, um so objektive Aussagen über sie machen zu können.

Das “Wörterbuch der philosophischen Begriffe”  definiert  Verstand “als theoretische und praktische Intelligenz”, nämlich als “Fähigkeit, durch Denken, Bedeutungen, Beziehungen und Sinnzusammenhänge zu erfassen und zu erschließen, sowohl im Dienste des Erkenntnisstrebens wie des praktischen Lebens”.* Hierbei unterscheidet dieses Nachschlagewerk zwischen “ Verstand - als Mittel zur Lösung bestimmter theoretischer und praktischer Aufgaben ... - und > Vernunft als dem umfassenderen Erkenntnisvermögen, dem Vermögen der Ideen, der Ganzheit im Dienst der Weisheit ...”  Unter Bezugnahme auf Schelling, der zum Verstand meinte, dieser wäre “Klarheit ohne Tiefe”, fügt das Wörterbuch  hinzu: “Breite ohne Einheit” sei das “Wesen” des Verstandes.
 

Zitathinweise
(aus Wagners > Schopenhauer - Register , Stichwort Verstand ):

  • Wichtigste Zitatquellen:
    > G 51 ff.; W I 24 ff.; W II 24 ff., 62 ff, 76 ff.; E 26 ff.
     
  • Die einzige Funktion des Verstandes ist Kausalität zu erkennen. Der Verstand ist das unmittelbare Erkennen von Ursache und Wirkung überhaupt und sonst nichts. Seine Leistung besteht einzig und allein im unmittelbaren Auffassen der kausalen Verhältnisse.
    > G 52 f., 57, 71, 76 f., 79, 82 f.;
       W I 13, 17, 23 f., 32, 43, 46, 527, 529 f., 535, 539,
        541, 561, 582; W II 28, 347; E 27, 149; P I 93, 98.
     
  • Der Verstand bringt die Anschauung der Außenwelt hervor mittelst der ihm eigentümlichen Form der Kausalität. Er verwandelt die dumpfe Empfindung mit einem Schlage in Anschauung (s. o. Schopenhauer - Zitat).
    > G 51 ff., 58, 60, 70f., 78 f.; W I 13 ff.;
       W II 44; N 71, 74, 82; E 149; P I 95, 98.

    Der Verstand vereinigt Zeit und Raum und bringt so die Erfahrungswelt zu Stande.
    > G 29 ff., 57 f.; W I 11 f.; W II 55 (Tafel).
     
  • Könne man jemanden den Verstand entziehen, jedoch die Empfindung übrig lassen, so würde er im Auge lauter Farbflecke sehen, ohne Bilder.
    > G 58.
     
  • Alle Überlegenheit des Verstandes besteht in der unmittelbaren, intuitiven Auffassung der Kausalverhältnisse; diese führt zu großen Entdeckungen und Erfindungen.
    > G 71, 77f., 103 f.; W I 25 f., 66 f.; E 149; P II 52 (Anm.).

    Steigerung des Verstandes durch die Not.
    > W II 248.

    Man darf dem Verstand nicht zuschreiben, was Äußerung des Instinkts ist.
    > W I 28; W II 65.
     
  • Verstand ist von der > Vernunft völlig und scharf geschieden.
    > G 111; W I 29, 513, 520, 618; E 149.
     
  • Der natürliche, rohe Verstand ist aufs Praktische angelegt und nicht bestimmt, philosophische Probleme zu lösen.
    > W I 55, 341, 598; W II 5, 17;
        E 17, 19f., 23, 41, 92, 95, 182; N 39, 90; P II 109 f.
     
  • Der natürliche Verstand kann fast jeden Grad der Bildung ersetzen.
    > W II 84.
     
  • Es ist geratener, seinen Verstand durch das, was man verschweigt, als durch das, was man sagt, an den Tag zu legen.
    > P I 495, 476 **.
     

Anmerkungen

*  Wörterbuch der philosophischen Begriffe,
     hrsg. v. Johannes Hoffmeister
      2. Aufl., Hamburg 1955, S, 646 ( Stichwort Verstand ).

** Hierzu Arthur Schopenhauer über die Anwendung des Verstandes im Umgang mit gewissen Menschen: “Auch wird man einsehn, daß Dummköpfen und Narren gegenüber, es nur einen Weg giebt, seinen Verstand an den Tag zu legen, und der ist, daß, man mit ihnen nicht redet. Aber freilich wird alsdann in der Gesellschaft Manchem bisweilen zu Muthe seyn, wie einem Tänzer, der auf einen Ball gekommen wäre, wo er lauter Lahme anträfe: mit wem soll er   tanzen?” (P I 476)

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