|
|
|
![]() |
![]() |
Die Upanishaden Quelle indischer Spiritualität |
![]() |
![]() |
Die Upanishaden sind die Quellentexte schlechthin für das Verständnis indischer Spiritualität - in ihrer Bedeutung vergleichbar der Bibel und dem Koran. Mit diesen Worten wird die kaum zu überschätzende Bedeutung der Upanishaden als Quelle indischer Spiritualität und Weisheit in einer 2008 erschienenen deutschen Übersetzung hervorgehoben. (1) Es ist eine Auswahl von Texten aus den Upanishaden, die vom indischen Meditationslehrer Sri Eknath Easwaran zunächst in Englisch herausgegeben und später auch in Deutsch veröffentlicht wurde. Den Upanishaden-Texten ist eine altindische Weisheit aus der Brihadaranyaka-Upanishad (IV.4.5) vorangestellt : Du bist, was dein tiefes, treibendes Begehren ist. Wie dein Begehren ist, so ist dein Wille. Wie dein Wille ist, so ist dein Tun, Wie dein Tun ist, so ist dein Schicksal. Unter Wille ist hier nicht der metaphysische Wille im Sinne von Schopenhauers Die Welt als Wille und Vorstellung, sondern der individuelle Wille des Menschen zu verstehen, der gemäß der indischen Karmalehre sogar noch über den Tod hinaus fortwirkt. (2) Besonders auffallend: Gleich unterhalb des Buchtitels der deutschen Übersetzung ist ein Zitat von Arthur Schopenhauer, der die Upanishaden mit Worten höchster Wertschätzung pries: Diese seien "die lohnendste und erhebendste Lektüre, die auf der Welt möglich ist." (3) Auch im Nachwort dieser Textauswahl aus den Upanishaden wird mehrmals auf Schopenhauer hingewiesen. Schopenhauer schien sich, so heißt es dort, "unter allen indischen Quellen mit untrüglichem Instinkt zur Kraft der Upanishaden hingezogen zu fühlen". (4) Arthur Schopenhauer, so erklärt das Nachwort zu den Upanishaden weiter, versuchte, unsere Aufmerksamkeit zu lenken "auf eine Art, unter die Oberfläche des Lebens zu schauen, auf die ihm zugrunde liegenden Ursachen, auf ein Zuhausesein in der Welt mit ihrer unendlichen Vielfalt an Geschöpfen an natürlicher Schönheit". In diesem Zusammenhang zitiert das Nachwort einen Ausspruch aus der Maitri-Upanishad (VI.3.4.3). Dabei geht es um einen rätselhaften Vorgang, nämlich die Macht der Gedanken, welche zutiefst den Menschen zu prägen vermag: Man wird wie das,
In der Einführung zu den hier übersetzten Upanishaden wird hervorgehoben, dass die Upanishaden Darshana, ´etwas Geschautes`, seien. "Von dem Schüler, an den man sie unterweisend weitergab, wurde erwartet, dass er die Worte nicht nur anhörte, sondern sie realisierte, das heißt: ihre jeweilige Wahrheit zu einem integralen Bestandteil der Persönlichkeit, des Verhaltens und des Bewusstseins machte". Somit besteht ein wesentlicher Unterschied zur Wissensvermittlung, wie sie etwa im Rahmen eines akademischen Philosophiestudiums üblich ist. Das Philosophiestudium an den Universitäten kann kaum, ja eigentlich überhaupt nicht metaphysische Fragen befriedigend beantworten. Um solche Fragen geht es jedoch in den Upanishaden, wie zum Beispiel: "Was geschieht beim Tod, was lässt meine Hand sich bewegen, meine Augen sehen, meinen Geist denken? Hat das Leben eine Zweckbestimmung, oder wird es vom Zufall regiert?" (5) Diese Fragen, so heißt es in der oben erwähnten Einführung zu den Upanishaden, "zeigen ein brennendes Verlangen zu erkennen, zentrale Prinzipien zu entdecken, die die Welt, in der wir leben, verstehbar machen, ihr einen Sinn verleihen". Alle diese Fragen zeugen von einem "metaphysischen Bedürfnis" des Menschen, das - laut Schopenhauer - "so untilgbar, wie irgendein physisches" sei. (6) Mit derartigen Fragen sind die Grenzen auch der Philosophie Schopenhauers erreicht. Wer über sie hinaus Antworten sucht, möge sich in die Upanishaden vertiefen. Arthur Schopenhauer tat es und fand so den Trost seines Lebens, ja er war sogar überzeugt, dort den Trost seines Sterbens zu finden. (3)
Anmerkungen In obigen Zitaten wurde zur Vereinheitlichung der Suchbegriffe die Schreibweise des Wortes Upanischaden durch Upanishaden ersetzt. (1) Die Upanischaden. Eingeleitet und übersetzt von Eknath Easwaran. Aus dem Englischen von Peter Kobbe, München 2008, Rückseite des Buchdeckels der deutschen Erstausgabe. (2) Zur Karmalehre erklärte zum Beispiel der Buddha: “Vorbedachtes Wollen bezeichne ich als Tat (Karma): denn wenn man etwas gewollt hat, handelt man mit dem Leibe, mit der Rede oder mit dem Geiste ... Nicht verschwinden die gewollten Taten spurlos, ohne daß man eine Wirkung von ihnen verspürt, sei es in dieser, sei es in einer künftigen Existenz. So sicher wie ein emporgeworfener Würfel immer wieder fest zu stehen kommt, so sicher gelangen die Wesen infolge ihrer Taten zu einem neuen Dasein.” (Pfad zur Erleuchtung. Buddhistische Grundtexte. Übers. u. hrsg. von Helmuth von Glasenapp, Düsseldorf/Köln 1974, S. 59 f.) (3) Vgl. Arthur Schopenhauer , Zürcher Ausgabe, Werke in zehn Bänden, Band X: Parerga und Paralipomena II, Zürich 1977, S. 437. (4) Ebd., Nachwort: Zur Lektüre der Upanischaden (5) Vgl. Die Upanischaden, a. a. O. (6) Arthur Schopenhauer , a. a. O., Band V: Ueber die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde, S. 139. |
|
|
|
|