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Upanishaden Karma und Wiedergeburt |
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Wie er wünscht, so will er. |
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Das obige Zitat aus den Upanishaden deutet auf etwas hin, was für die in Indien entstandenen Religionen ( Hinduismus , Buddhismus , Jainismus ) von zentraler Bedeutung ist, nämlich die Lehre von Karma und Wiedergeburt. Karma - dieser Begriff aus der altindischen Sanskritsprache heißt wörtlich übersetzt: Tat. Das Wort Karma erscheint bereits im Rigveda, dem ältesten, vermutlich schon im 13. Jh. v. Chr. entstandenen Zeugnis der indischen Literatur. Dort meint es die religiöse Handlung, und zwar insbesondere das Opfer.(2) Jedoch erst in den Upanishaden erhielt es eine umfassendere, im philosophischen Sinne vertiefende Bedeutung. So heißt es in der Brihadaranyaka-Upanishad (einer der ältesten Upanishaden) zum Schicksal des noch von Wünschen erfüllten und damit nichterlösten Menschen: “ ... je nachdem wie er handelt, je nachdem wie wandelt, danach wird er geboren; wer Gutes tat, wird als Guter geboren, wer Böses tat, wird als Böser geboren, heilig wird er durch heiliges Werk, böse durch böses. Darum fürwahr heißt es: ´Der Mensch ist ganz und gar gebildet aus Begierde (kama); je nachdem seine Begierde ist, danach ist seine Einsicht (kratu), je nachdem seine Einsicht ist, tut er das Werk (karman), je nachdem er das Werk tut, danach ergehet es ihm.`”(3) Ein weiteres Beispiel für die Wirkung des Karma-Gesetzes ist in der Chandogya-Upanishad , die ebenfalls zu den ältesten und bedeutendsten der Upanishaden gehört, zu finden. Auch dort wird die durch das Karma bedingte Art der Wiedergeburt, d. h., in welcher Erscheinungsform der Mensch jeweils wieder- geboren wird, gewissermaßen als eine moralische Vergeltung dargestellt.(4) In ähnlichem Sinne wie in dem eingangs zitierten Vers aus der Brihadaranyaka-Upanishad wird der kausale Zusammenhang zwischen Wunsch, Wille, Tat und Wiedergeburt in der Chandogya-Upanishad zusammengefasst und auf das ihm zugrundeliegende Karma-Gesetz hingedeutet: “Der Mensch besteht aus Wollen. Wie das Wollen des Menschen in dieser Welt ist, so wird er nach seinem Scheiden aus dieser Welt.”(5) Besonders bemerkenswert ist, dass es - wie die Zitate aus den Upanishaden zeigen - hierbei nicht allein um die bloße Tat, sondern vor allem auch um das der Tat vorangegangene Wünschen und Wollen geht. Diese bestimmen als Konsequenz die Art der Wiedergeburt. Übrigens, auch im Buddhismus, der in vielen seiner Aussagen auf den Upanishaden beruht, kommt es beim Karma entscheidend auf den Willen an, welcher der Tat zugrundeliegt: “Den Willen (cetana), ihr Mönche, bezeichne ich [der Buddha] als die Tat, denn mit dem Willen wirkt man die Tat in Werken, Worten und Gedanken.”(6) Die oben kurz dargestellte Lehre vom Karma war auch Arthur Schopenhauer bekannt. Das kommt in vielen Stellen seines Werken zum Ausdruck. So verwies er im Kapitel Zur Ethik in seiner Parerga auf die “Metempsychosenlehre [Seelenwanderungslehre] der Brahmanisten und Buddhaisten, derzufolge ´dem Menschen seine guten und schlechten Taten aus einer Existenz in die andere, wie sein Schatten nachfolgen`”.(7) Auch in seinem Hauptwerk Die Welt als Wille und Vorstellung bezog sich Schopenhauer auf den “Mythos von der Seelenwanderung”. Dieser lehre, “daß alle Leiden, welche man im Leben über andere Wesen verhängt, in einem folgenden Leben auf eben dieser Welt, genau durch die selben Leiden wieder abgebüßt werden müssen; welches soweit geht, daß wer nur ein Thier tödtet, einst in der unendlichen Zeit auch als eben ein solches Thier geboren werden und den selben Tod erleiden wird”.(8) Die nach dem Gesetz vom Karma erfolgende Seelenwanderung war für Arthur Schopenhauer zwar ein Mythos, doch: “Nie hat ein Mythos und nie wird einer sich der so Wenigen zugänglichen, philosophischen Wahrheit enger anschließen, als diese uralte Lehre des edelsten und ältesten Volkes, bei welchem sie, so entartet es auch jetzt in vielen Stücken ist, doch noch als allgemeiner Volksglaube herrscht und auf das Leben entschiedenen Einfluß hat, heute so gut, wie vor vier Jahrtausenden.”(9) Der Glaube an das Karma mag vielleicht zuweilen zum Fatalismus führen, kann jedoch andererseits eine starke Motivierung bedeuten, anderen Wesen nicht zu schaden, ja ihnen zu helfen. Obgleich damit der Egoismus noch nicht überwunden ist, sind dann die Folgen für sich und andere Wesen positiv. In diesem Sinne ist die in den Upanishaden verankerte Lehre vom Karma sowohl für das zwischen- menschliche Verhalten als auch für den Umgang des Menschen mit seinen Verwandten, den Tieren, durchaus von Wert.(10) > Schopenhauer : Seelenwanderung und Karma > Schopenhauer : Seelenwanderung und Wiedergeburt
Anmerkungen |
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