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Upanischaden (3)

Pantheismus - Pessimismus - Buddhismus - Vedanta

Auszüge aus: Karl Gjellerup, Die Upanischaden.

Also Pantheismus. sagt der Leser (der vorangegangenen Ausführungen), froh darüber eine bequeme Kategorie als Unterkunft zu finden. Ja und nein - wesentlich aber nein. Der “Pantheismus“ vergöttert die Natur, die Erscheinungswelt, ist eben genau jene Torheit, von der es heißt: (Nrisinha, 9)     “Aber obgleich sie (die Materie) bald dies, bald das zur Erscheinung bringt und beständig vergehend ist, so wird sie doch von den Toren angesehen als Atman “,  d. h. als Ding an sich.

Er identifiziert Gott und die Erscheinungswelt, während die Upanischaden das Entgegengesetzte tun: der Unterschied zwischen Gott und Welt - wenn man diesen Ausdruck gebrauchen will - ist hier  der Unterschied zwischen Wesen und Schein. Die Welt wird verneint, während sie vom Pantheismus theoretisch wie praktisch bejaht wird. Und hier kommt schon die religiöse Seite zum Vorschein - während der Pantheismus irreligiös ist und sein muß. Denn sehr richtig bezeichnet Sören Kierkegaard - in diesen Fragen eine der größten Autoritäten - es ohne Weiteres als ein Satz des frommen Gemütes, daß das Dasein keine Realität hat.

Für den Pantheisten  kann keine Rede von einem Jenseitigen sein, geschweige denn von Erlösung  ... weil ihm die Welt absolut ist, während in den Upanischaden, wie im ganzen religiösen Gedankengang Indiens sich Alles um die Erlösung dreht. Der Pantheismus ist optimistisch und sagt: genieße!  Die Vedantalehre ist pessimistisch und sagt: entsage!

Der Ausdruck des Pessimismus in den Upanischaden ist verhältnismäßig mild. Wohl heißt es öfters : “freudelos sind diese Welten” - auch gelegentlich : “Dämonisch ist dies Weltall, von blinder Finsternis bedeckt (Isha Upanischad 3)” - immerhin sind solche Stoßseufzer nicht sehr häufig. In Maitrayana Upanischad (1. Prapathaka) schildert der Asket den unreinen Leib und fragt, wie man in einem solchen   Leib Freude genießen mag; “Errette mich! Denn ich fühle mich in diesem Weltlauf wie ein Frosch in einem Brunnenloch”.

Diese Upanischad scheint aber auch vom Buddhismus beeinflusst zu sein, gegen den sie übrigens polemisiert. Diesem (dem Buddhismus) ist die Welt die Welt der Leiden, wo keine rechte Freude zu finden ist; den Upanischaden ist sie die Welt der Sinnentäuschung und der Vergänglichkeit, wo keine geistige Befriedigung zu finden ist... Ihre Ursache ist dem Buddhisten der Wille zum Leben ( Tanha ), den Upanischaden das Nichtwissen und die im Blendwerke der Sinne gefangene Erkenntnis... Darum beruht im Buddhismus die Erlösung auf der Wendung des Willens (“Willenswendung endet alles Wehe”  Dhammapadam), im Vedanta auf dem Durchbruch der rechten Erkenntnis im Wissen vom Brahman...

Diese Erkenntnis, dies erlösende Wissen ist aber eigenartiger Natur. - Ist doch das Brahman unerkennbar! Es ist attributlos, über jede Einschränkung und somit auch über jede empirische Bestimmung erhaben, ist das “vor dem die Worte umkehren, und die Gedanken, es nicht findend.” Wenn also die innere Umwandlung auf das intellektuelle Gebiet verlegt wird, so hat sie doch nichts mit Gelehrtheit zu tun und ist durch Studium nicht zu erreichen...

   Isha-Upanischad setzt ausdrücklich das (vermeintliche) Wissen unter das einfache Nicht-wissen, während Brihadaranyaka-Upanischad wegwerfend vom “ Schriftwissen, das nur Rede ohne Ende bringt ” und vom “gelehrten Kram” redet. Wenn das Brahman überhaupt ein Gegenstand der Erkenntnis würde, dann wäre damit die Trennung gesetzt worden - zwischen Subjekt und Objekt - und damit ein unseliger Zustand gegeben: die Unseligkeit dessen, der sich weise dünkt (Taittriya-Upanischad 2,7). Nur durch das Einswerden ( unio mystica ) mit dem Brahman kann man es erkennen durch inneres Erleben: 


Er erkennt und erkennt doch nicht,
 denn sein Erkennen ist objektlos,
ist
Innewerdung.“
(Nrisinha uttara 9)
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