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Redekunst ( Rhetorik )

Redekunst, auch Rhetorik genannt, ist die “Lehre von der wirkungsvollen Gestaltung der Rede”. *  Arthur Schopenhauer hielt das Thema Rhetorik für so wichtig, dass er hierauf in einem besonderen Kapitel seines Hauptwerkes näher einging. Schopenhauer schrieb dort: 

   “Beredsamkeit ist die Fähigkeit, unsere Ansicht einer Sache, oder unsere Gesinnung hinsichtlich derselben, auch in Andern zu erregen, unser Gefühl darüber in ihnen  zu entzünden und sie so in Sympathie mit uns zu versetzen; dies Alles aber dadurch, daß wir, mittelst Worten, den Strom  unserer Gedanken in ihren Kopf leiten, mit solcher Gewalt, daß er den ihrer eigenen von dem Gange, den sie bereits genommen, ablenkt, und in seinen Lauf mit fortreißt.” **

“Dies Meisterstück”, so erklärte Schopenhauer weiter, “wird um so größer seyn, je mehr der Gang ihrer Gedanken vorher von dem unserigen abwich. Hieraus wird leicht begreiflich, warum die eigene Ueberzeugung und die Leidenschaft beredt macht, und überhaupt Beredsamkeit mehr Gabe der Natur, als Werk der Kunst ist: doch wird auch hier die Kunst die Natur unterstützen.” *

Jedoch  bewirkt die beste Rhetorik, die höchste Redekunst, wenig oder überhaupt nichts, wenn sie auf den Willen eines Menschen stößt, der unbedingt recht haben will. Gegen solche Rechthaberei sind alle Argumente, selbst wenn sie auf offensichtlichen Tatsachen beruhen, vergeblich. Wer sich nicht überzeugen lassen will, ist nicht zu überzeugen. Schopenhauer hat es wohl selbst in seinem Leben erfahren, denn er schrieb in eines seiner Manuskriptbücher:

 "Nichts ist verdrießlicher, als wenn man mit Gründen und Auseinandersetzungen gegen Jemanden kämpft und sich alle Mühe giebt, in der Meinung [,] es mit seinem Verstande zu thun zu haben, - bis man entdeckt, daß man es mit seinem Willen zu thun hat, der sich verstockt der Wahrheit verschließt [...] Dann freilich sind Gründe gegen den Willen angewandt, wie eine Saat auf kahlem Felsen gesäet, leichte Pfeile gegen einen Panzer gebraucht, der Sturmwind gegen den Lichtstraal. - Dies kann man täglich im gemeinen Leben erfahren. Aber in der Wissenschaft ists nicht anders: und es ist lächerlich, etwas auch von den größten Wahrheiten zu erwarten, wenn die Leute sämmtlich irgend ein Interesse gegen ihre Geltung haben." ***

Wer von dieser Erkenntnis Arthur Schopenhauers ausgeht, erspart sich viele zeitraubende Diskussionen, die zwar voll von Rechthaberei, aber letztlich sinnlos  sind, denn der Wahrheit kommen sie nicht näher. 


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Anmerkungen

* DUDEN, Die deutsche Rechtschreibung, 25. Aufl.,  Mannheim 2006, ( Stichwort Rhetorik ), S. 853.

** Arthur Schopenhauer , Zürcher Ausgabe, Werke in zehn Bänden, Band III: Die Welt als Wille und Vorstellung II, Kap. 11: Zur Rhetorik, S. 139.

*** Arthur Schopenhauer , Der handschriftliche Nachlaß in fünf Bänden, hrsg. von Arthur Hübscher, Band 4, I: Die ManuskriptbücherCogita I (1831), München 1985, S. 62.

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