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Glänzende Eigenschaften des Geistes erwerben Bewunderung, aber nicht Zuneigung; diese bleibt den moralischen, den Eigenschaften des Charakters, vorbehalten ... Moralische Trefflichkeit steht höher denn alle theoretische Weisheit . Arthur Schopenhauer , W II 261 , E 270.
Teil 4 von Arthur Schopenhauer : Ethik und Moral
Die folgenden Zitathinweise zeigen, welche zentrale Bedeutung für Arthur Schopenhauer Moral bzw. Ethik haben, und wie schwierig diese zu begründen sind. Hierbei weist Schopenhauer darauf hin, dass die tiefste und letzte Begründung für Moral bzw. Ethik metaphysisch ist, denn das Fundament der Ethik, das Mitleid, beruht auf Metaphysik, also auf das, was jenseits des Physischen liegt. Moral kann deshalb weder durch Physik noch durch irgendeine andere Naturwissenschaft begründet werden. Demnach könnte selbst ein überragend kompetenter Naturwissenschaftler wie Einstein im Rahmen seines eigentlichen Fachgebietes, also z. B. der Physik, keine tiefere Begründung für Ethik bzw. Moral abgeben.
Zitatquellen nach Auszügen aus Wagners > Schopenhauer - Register
Abkürzungen der Schopenhauer - Zitatquellen > hier.
- In der Moral ist der gute Wille alles.*
> W II 439; W I 321.
Das Grundwesentliche im Moralischen ist, wie überall, das Angeborene, der Charakter, welche einen metaphysischen Ursprung haben: die Kunst kann nur nachhelfen. > W II 164 f.; E 255 f., 258; P II 244, 255.
Jede Lehre wirkt nur auf die Erkenntnis, nie auf den Willen: daher ist eine moralische Besserung des Charakters unmöglich. Dennoch sind Grundsätze und Maximen zu einem moralischen Lebenswandel unentbehrlich, und ebenso kann durch Belehrung über die Verhältnisse des Lebens der gute Charakter zu einer vollkommeneren Äußerung seines Wesens gebracht werden. Insofern gibt es eine bessernde Ethik: der Kopf wird aufgehellt, das Herz bleibt ungebessert. > W I 53, 69, 347 f., 355 f., 615 f.; E 52, 214 f., 254 f.; P I 484 f.; P II 253 ff.; W II 251, 298.
Andererseits kann man sehr edel und tugendhaft sein und ist doch nicht im Stande, die ethische Bedeutsamkeit der Handlungen philosophisch zu ergründen. > W I 283.
- Eine Moral ohne Begründung, also bloßes Moralisieren, kann nie wirken, weil sie nicht motiviert. Eine Moral aber, die motiviert, kann dies nur durch Einwirkung auf die Eigenliebe.
> W I 434.
Durch Dogmen und staatliche Gesetze lässt sich Legalität erzwingen, nicht Moralität. Wenn Religion oder Staat jedes Verbrechen verhinderten, so wäre dadurch politisch viel, moralisch jedoch nichts gewonnen. Denn die Gesinnung, der allein Moralität und Immoralität zukommt, würde dadurch nicht geändert. > W I 407, 435 ff., 622; E 202, 255; P II 255.
Der Staat ist errichtet unter der richtigen Voraussetzung, dass reine Moralität, d. h. Rechthandeln aus moralischen Gründen, nicht zu erwarten ist. > W I 408.
Auch die Religion hat nur einen geringen Einfluss auf Moralität. Nur darf man nicht Rohheit und Verfeinerung mit Moralität und Immoralität verwechseln. > E 233 f.
- Da es sich in der Ethik nicht um das Sollen, sondern um das Wollen handelt, sind lange Lehrbücher über die Moral, wie überhaupt alles Moralisieren ist, überflüssig und langweilig; auch haben wenige die Geduld, eine fertig konstruierte Ethik zu erlernen.
> W II 92; E 114, 230, 246; P I 430.
- Alle Völker und Glaubenslehren haben eine metaphysische, d. h. über das Leben hinaus sich erstreckende ethische Bedeutsamkeit des menschlichen Handelns anerkannt.
> W II 679; N 140 f.; E 118, 122, 261 f.; P I 131; P II 283.
- Moralische Untersuchungen und Wahrheiten sind ungleich wichtiger als physikalische, weil sie fast unmittelbar
> das Ding an sich, den > Willen, betreffen. > W II 198, 506, 564, 573, 676 ff.; N 140 ff; P II 153, 215.
Die Moral kann durch bloße Physik nicht begründet werden. > P II 37.
- Die letzte Spitze, in welche die Bedeutung des Daseins ausläuft, ist das Ethische.
> E 261.
Auf der moralischen Seite der Welt ist allein Trost zu finden; die physische bleibt in ihren Resultaten für uns trostlos. > W II 676.
Ein bloße Physik und Metaphysik ohne Ethik entspricht einer bloßen Harmonie ohne Melodie. > W I 313; ( W II 194).
Bloße Physiker begreifen dies nicht. > P II 153; E 122.
- Zur Begründung der Ethik ist es zwar genügend, die moralische Triebfeder als Tatsache nachzuweisen, aber der menschliche Geist findet hierbei nicht seine letzte Befriedigung, sondern verlangt noch eine metaphysische Deutung.
> E 260 f., 109, 209.
Das schwere Problem ist, worauf sich der Satz gründet: Verletze niemanden; vielmehr hilf allen, soweit du kannst. > E 158.
Die metaphysische Basis der Ethik ist diejenige Auffassung, welche den Unterschied zwischen Ich und Nicht-Ich aufhebt. Das eine Wesen erkennt sich unmittelbar im andern wieder, wodurch das Mitleid entsteht.** > E 208 f., 271; W I 442, 447; W II 690; P I 143; P II 234. Deshalb hängt jeder rein moralischen Handlung eine gewisse Heiligkeit an. > W II 700.
Das Mitleid ist das große Mysterium der Ethik. > E 209, 273, 229 f.; P II 234, 245.
Anmerkung
* Diese Aussage Schopenhauers ist tief in seiner Metaphysik verankert, und zwar in seiner Lehre vom metaphysischen > Willen . Sie widerspricht dem von Kurt Tucholsky stammenden, inzwischen sehr populären, aber bei genauerer Betrachtung ziemlich oberflächlichen Spruch: Das Gegenteil von Gut ist nicht Böse, sondern gut gemeint. Doch was populär ist, muss nicht wahr sein, ja oft schließen Popularität und Wahrheit einander aus, denn: Wahre Worte sind nicht schön, schöne Worte sind nicht wahr. (Tao te king 81, Übers. Richard Wilhelm).
** Die metaphysische Basis der Ethik ist somit, worauf Schopenhauer an anderer Stelle hinweist (> Teil 2), das, was die altindischen > Upanishaden als zentrale Wahrheit offenbaren: das > Tat twam asi !
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