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Arthur Schopenhauer

 Leben und “ Wille zum Leben “

Das Leben selbst ist ein Meer voller Klippen und Strudel, die der Mensch mit der größten Behutsamkeit und Sorgfalt vermeidet, obwohl er weiß, daß, wenn es ihm auch gelingt, mit aller Anstrengung und Kunst sich durchzuwinden, er eben dadurch mit jedem Schritt dem größten, dem totalen, dem unvermeidlichen und unheilbaren Schiffbruch näher kommt, ja gerade auf ihn zusteuert, dem Tode: dieser ist das endliche Ziel der mühsäligen Fahrt und für ihn schlimmer als alle Klippen, denen er auswich.  
                                                              
Arthur Schopenhauer W I 369  

Zitatquellen nach Auszügen aus

Wagners > Schopenhauer - Register

  • Das Leben unseres Leibes ist fortdauernd gehemmtes Sterben: das ganze Leben besteht in der Flucht vor dem Tode.
    > W I 367, 369, 174.
     
  • Wir werden in das Leben hineingelockt durch den illusorischen Trieb der Wollust und darin fest- gehalten durch die eben so illusorische Furcht vor dem Tode.
    > W II 570, 652 f.
    Die Anhänglichkeit an das Leben ist nicht im Intellekt gegründet, ist keine Folge der Überlegung, sondern beruht auf dem blinden Drang des Willens zum  Leben *.
    > W II 271, 338, 399 f., 402, 408 f., 531 f., 570.
    Das Leben ist daher nichts frei Erwähltes, sondern trägt das Gepräge eines erzwungenen Zustandes.
    > W II 410.
    Jeder beschützt sein Leben, gleichwie ein ihm anvertrautes teures Pfand, ohne zu wissen Wofür und Warum.
    > W II 408.
     
  • Sein Leben zum Opfer zu bringen für das Wohl eines oder vieler Andern ist der höchste Grad des Edelmutes.
    > W I 443, 447, 611; W II 594; E 203, 227, 230, 253, 262, 266, 273, 6; P II 235.
     
  • Das Leben der Allermeisten ist ein steter Kampf um die Existenz selbst, mit der Gewissheit ihn zuletzt zu verlieren.
    > W I 368 f.; P II 310 f.; W II 652, 643.
     
  • Die oft beklagte Kürze des Lebens ist vielleicht gerade das Beste daran.
    > W I 383.
     
  • Wo ein Lebendes atmet, ist gleich ein anderes gekommen, es zu verschlingen; was darauf beruht, dass der Wille * an sich selbst zehren muss.
    > N 46 f., 132; W I 175, 183, 298 f.; W II 398, 404, 667; P II 105, 344.
     
  • Zwischen Wollen und Erreichen fließt jedes Menschenleben fort. Dass beide sich ohne zu kurze  und zu lange Zwischenräume folgen, macht den glücklichsten Lebenslauf aus.
    > W I 370.
     
  • Die Meisten jagd die Not durchs Leben, ohne sie zur Besinnung kommen zu lassen.
    > W I 386 f.; P II 630 f.
    Im Getümmel der Geschäfte oder Vergnügungen haspeln sie ihr Leben ab.
    > P I 445.
    Die Menschen werden nur scheinbar nach vorne gezogen, eigentlich aber von hinten geschoben: nicht das Leben lockt sie an, sondern die Not drängt sie vorwärts.
    > W II 410, 402, 408 f.; P II 631.
     
  • Jeder wünscht sich und den Andern ein langes Leben. Dies lässt sich nicht aus der Kenntnis des Lebens, sondern bloß aus der des Willens zum Leben * erklären.
    > P II 620, 320.
     
  • Das schnelle Ablaufen unserer Lebenszeit könnte uns rasend machen, wenn nicht das heimliche Bewusstsein wäre, dass unser inneres Wesen * davon unberührt bleibt.
    > P II 304.
     
  • Dem Willen zum Leben * ist das Leben gewiss.
    > W I 324.

* Anmerkung

  Laut Arthur Schopenhauer ist das, was hinter allem steht, ein metaphysischer >  Wille , der sich besonders im  Willen zum Leben äußert. Alles in unserer Welt sind Erscheinungsformen des metaphysischen Willens. Diese Erscheinungsformen sind vergänglich. Dementsprechend ist auch unser Körper dem Tod unterworfen. Jedoch der  Wille , das innerste Wesen in uns, bleibt davon unberührt. Daher ist dem Willen zum Leben das Leben gewiss!

  Ähnliche Aussagen  finden sich in den > Upanishaden , welche für Schopenhauer der Trost seines Lebens waren und, wie er meinte, auch seines Sterbens sein werden. Jedoch heißt es  in den Upanishaden nicht Wille , sondern der entsprechende Begriff ist dort >  Brahman.

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