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Arthur Schopenhauer

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Der Intellekt als Werkzeug des Willens

Im folgenden Gleichnis erläuterte Arthur Schopenhauer das Verhältnis von Intellekt und Wille.* Hierbei wird deutlich, dass der Wille und nicht der Intellekt entscheidend ist für das menschliche Verhalten. Diese Feststellung, die Schopenhauer in seiner Philosophie näher begründete, ist im alltäglichen Leben von großer Bedeutung. Schon deshalb dürften die nachstehenden Ausführungen nicht nur von theoretischem Interesse sein:    

“Der Intellekt, als bloßes Werkzeug des Willens, ist von ihm so verschieden, wie der Hammer vom Schmied. So lange, bei einer Unterredung, der Intellekt allein thätig ist, bleibt solche kalt. Es ist fast als wäre der Mensch selbst nicht dabei. Auch kann er dann sich eigentlich nicht kompromittiren [bloßstellen], sondern höchstens blamiren. Erst wann der Wille ins Spiel kommt, ist der Mensch wirklich dabei: jetzt wird er warm, ja, es geht oft heiß her. Immer ist es der Wille, dem man die Lebenswärme zuschreibt: hingegen sagt man der kalte Verstand, oder eine Sache kalt untersuchen, d. h. ohne Einfluß des Willens denken. - Versucht man das Verhältniß umzukehren und den Willen als Werkzeug des Intellekts zu betrachten; so ist es, als machte man den Schmied zum Werkzeug des Hammers.”

Das obige Zitat erklärt auch manche Spannungen in den zwischenmenschlichen Beziehungen, denn so erläuterte Schopenhauer weiter:

“Nichts ist verdrießlicher, als wenn man, mit Gründen und Auseinandersetzungen gegen einen Menschen streitend, sich alle Mühe giebt, ihn zu überzeugen, in der Meinung, es bloß mit seinem Verstande zu thun zu haben, - und nun endlich entdeckt, daß er nicht verstehen will;  daß man also es mit seinem Willen zu thun hatte, welcher sich der Wahrheit verschließt und muthwillig Mißverständnisse, Schikanen und Sophismen ins Feld stellt, sich hinter seinem Verstande und dessen vorgeblichem Nichteinsehen verschanzend. Da ist ihm freilich so nicht beizukommen; denn Gründe und Beweise, gegen den Willen angewandt, sind wie die Stöße eines Hohlspiegelphantoms gegen einen festen Körper. ... Belege zu dem Gesagten liefert das gemeine Leben zur Genüge.”**

Wer dennoch glaubt, bei Auseinandersetzungen oder überhaupt bei Diskussionen mit anderen Menschen allein auf den sogenannten “gesunden Menschenverstand” bauen zu können, hat demnach herbe Enttäuschungen zu erwarten. Im übrigen wäre es eine Verschwendung kostbarer Zeit, möchte man unbedingt auch den überzeugen, der sich nicht überzeugen lassen will.  Auch das gehört zu den Lebensweisheiten Arthur Schopenhauers.   


Anmerkungen
* Zu den Begriffen > Intellekt und > Wille in Schopenhauers Philosophie.

** Arthur Schopenhauer , Zürcher Ausgabe, Werke in zehn Bänden, Band III: Die Welt als Wille und Vorstellung II, Zürich 1977, S. 263. (Die Rechtschreibung der Zitatquelle wurde beibehalten. Nur das Wort “Schmidt” wurde zum besseren Verständnis durch das Worte “Schmied” ersetzt.)

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