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Arthur - Schopenhauer - Studienkreis

- vorgestellt von Herbert Becker , Berlin

Arthur Schopenhauer

Der  Arthur - Schopenhauer - Studienkreis  ist ein Projekt des Arbeitskreises Schopenhauer und Buddhismus. Zuschriften an den Arbeitskreis zeigten, dass über den Buddhismus hinaus ein erhebliches Interesse an Arthur Schopenhauer und seiner Philosophie besteht. Hieraus wird auch deutlich, dass Schopenhauers Philosophie durchaus noch aktuell ist.

Die Aktualität Schopenhauers liegt auch darin begründet, dass seine Philosophie sich nicht am damaligen Zeitgeist orientierte. Gerade deshalb kann sie bis in unsere Gegenwart wirken und auch heute noch den Leser tief berühren. Der Einfluss Schopenhauers in vielen Bereichen mag vielleicht nicht immer auffallend sein, ist aber dennoch sehr nachhaltig. Arthur Hübscher, wie kaum ein anderer mit Schopenhauers Leben und Werk vertraut, hat die vielfältigen, oft verborgenen Wirkungen der Philosophie Arthur Schopenhauers in einem Buch zusammengefasst, das den zutreffenden Titel trägt “ Denker gegen den Strom.”

Nur gegen den Strom gelangt man zur Quelle! Diese alte, dem Zeitgeist  widersprechende und schon deshalb unbequeme Wahrheit gilt auch für die Arbeit des Studienkreises. Ein Schwerpunkt hierbei sind die Grenzbereiche der Schopenhauerschen Philosophie:

Schopenhauer war sich der Grenzen seiner Philosophie durchaus bewußt. “Ihr Thema muss sich auf die Welt beschränken: was diese sei , im tiefsten Innern  sei , allseitig anzusprechen, ist   Alles , was sie redlicherweise leisten kann . - Diesem nun entspricht es, daß meine Lehre, wenn auf ihrem Gipfelpunkte angelangt, einen  negativen    Charakter annimmt, also mit einer Negation endigt”. (1)

Die Negation in Schopenhauers Philosophie führt oft dazu, dass sie als zutiefst pessimistisch, mitunter sogar als nihilistisch mißverstanden und dementsprechend abgelehnt wird. Schopenhauer sah das voraus und erklärte: “Sie [seine Philosophie] kann hier nämlich nur von Dem reden, was verneint, aufgegeben wird: was dafür gewonnen, ergriffen wird, ist sie genöthigt... als Nichts zu bezeichnen, und kann bloß den Trost hinzufügen, daß es nur ein relatives, kein absolutes Nichts sei”.

Damit ist eine Grenze erreicht, die Schopenhauer in seiner Philosophie gezogen hat. Er selbst hat aber sehr wahrscheinlich aufgrund eigener spiritueller Erfahrungen diese Grenze überschritten und auf einen Bereich jenseits seiner Philosophie hingewiesen, nämlich den der Mystik: “Hier” (also da, wo seine Philosophie mit einem relativem Nichts endet) “gerade ist es, wo der Mystiker positiv verfährt, und von wo an daher nichts, als Mystik übrig bleibt. Wer inzwischen zu der negativen Erkenntniß, bis zu welcher allein die Philosophie ihn leiten kann, diese Art von Ergänzung wünscht, der findet sie am schönsten im Oupnekhat  [Upanishaden] ...”

Schopenhauer fand viel Lebenstrost in den Upanishaden. Sie sind der eigentliche philosophische Teil der altindischen Veden, der im Sinne Schopenhauers als Weiterführung seiner Philosophie angesehen werden kann. Ähnliches gilt für die Schriften des Buddhismus - einer Religion, zu der sich Schopenhauer selbst bekannte und die besonders im Mahayana eine erstaunliche Übereinstimmung mit den Kernaussagen der Philosophie Schopenhauers zeigt. (2)   Um den Lesern hierzu ein eigens Urteil zu ermöglichen, wird der Studienkreis eine Auswahl entsprechender Texte im Internet gegenüberstellen.

Der Studienkreis ist sich jedoch bewusst, dass Texte, die - wie die Upanishaden - im Grunde esoterisch sind, letztlich nicht durch ein “Studium”  akademischer Art zu erschließen sind, denn diskursives Denken allein reicht nicht aus, wo Grenzen überschritten werden, die, wie Kant nachwies, der “reinen Vernunft” gesetzt sind. Es geht hier um einen Grenzbereich, in dem Meditation und spirituelle Erfahrung von zentraler Bedeutung sind.

Kant hat in seiner “Kritik der reinen Vernunft”, die zu einer der Grundlagen der Schopenhauerschen Philosophie wurde, die Grenzen der “Vernunft” aufgezeigt. Dement- sprechend sind Physik und Metaphysik, Philosophie und Religion, Wissen und Glauben jeweils auseinanderzuhalten. Oft werden jedoch, um größere öffentliche Anerkennung zu erreichen, Glaubensinhalte als “wissenschaftlich” ausgegeben, die sich dann bei genauerer Untersuchung nur als Pseudowissenschaft erweisen und damit die Seriosität des Ganzen in Frage stellen. Hingegen hat Arthur Schopenhauer die der Philosophie gesetzten Grenzen beachtet,  gerade weil er über sie hinausschaute. Diese Redlichkeit, die das philosophische Werk Schopenhauers auszeichnet, muss auch Maßstab für die Arbeit des Studienkreises sein, denn der Name, den dieser Kreis trägt, verpflichtet!

Arthur Schopenhauer verstand sich als Vollender des von ihm hoch geschätzten Kant, und zwar mit Recht, weil er dessen Philosophie mit der grundlegenden Aussage, dass das Kantsche Ding an sich der Wille sei, entscheidend erweiterte. Die in Schopenhauers Philosophie begründete Möglichkeit, dass dieser metaphysische Wille sich wandeln, ja sich durch seine Verneinung selbst aufheben könne, öffnet das Tor zu einer Erlösungsmystik, wie sie in den von Schopenhauer oben erwähnten hochgeschätzten altindischen Upanishaden und im Mahayana-Buddhismus zu finden ist. So endet die bei oberflächlicher Betrachtung pessimistisch erscheinende Philosophie Schopenhauers mit einem überraschend positiven, hoffnungsvollen Ausblick.(3)

                                                                                                     
Anmerkungen

(1) Zu diesem und dem folgenden Zitat s. Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung II, 4. Buch, Kap. 48.

(2) Weiteres

 > www.schopenhauer-buddhismus.de

> www.schopenhauer-indische-religionen.de

> Arthur Schopenhauer : Lebensphilosophie (Blog)

(3) In diesem Zusammenhang ist der Briefwechsel zwischen Arthur Schopenhauer und Johann August Becker sehr aufschlussreich. In seiner Antwort vom 23.08.1844 auf die scharfsinnigen Argumente von Becker ging Schopenhauer über das hinaus, was er in seinen Werken veröffentlichte, indem er die Möglichkeit räumte, dass ”die Welt ein mit Nothwendigkeit sich vollziehender Läuterungsproceß des Willens” sein könne. Jedoch stellt sich dabei die Frage, wie ein solcher Prozeß, also ein Vorgang in der Zeit, sich mit der Aussage Schopenhauers vereinbaren läßt, dass der metaphysische Wille als “Ding an sich” jenseits von Zeit, Raum und Kausalität sei. Schopenhauer hielt den Briefwechsel mit Becker für derart wichtig, dass er Kopien herstellen ließ.

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