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Arthur Schopenhauer : Das Glück - eine Illusion? |
Ist das Glück eine Chimäre, ein - wie der DUDEN dieses von Arthur Schopenhauer oft gebrauchtes Wort übersetzt - Hirngespinst, ein Trugbild, also nur eine Illusion oder aber eine im Leben durchaus erreichbare Realität? Ein Leben voller Glück ist seit jeher die Hoffnung vieler Menschen. So entstand bereits in der Antike der Mythos Arkadien, der eigentlich nur ein geografischer Begriff für eine Landschaft in Griechenland bedeutet. Jedoch “schon in der Zeit des Hellenismus wurde Arkadien verklärt zum Ort des Goldenen Zeitalters, wo die Menschen unbelastet von mühsamer Arbeit und gesellschaftlichem Anpassungsdruck in einer idyllischen Natur als zufriedene und glückliche Hirten lebten”.(1) Auf diesen Mythos bezog sich Arthur Schopenhauer, als er 1824 in sein Manuskriptbuch eine Bemerkung eintrug, die für ihn und seine Lebensphilosophie durchaus charakteristisch ist: “In Arkadien geboren sind wir alle, d. h. wir treten in die Welt voll Ansprüche auf Glück und Genuß, und bewahren die thörichte Hoffnung solche durchzusetzen, bis das Schicksal uns unsanft packt und uns zeigt, daß nichts unser ist, sondern alles sein, da es ein unbestreitbares Recht hat nicht nur auf allen unsern Besitz und Erwerb, sondern auf Arm und Bein, Auge und Ohr, ja auf die Nase mitten im Gesicht. Sodann kommt die Erfahrung und lehrt uns daß Glück und Genuß bloße Chimären sind, die eine Illusion uns in der Ferne zeigt, hingegen das Leiden, der Schmerz real sind, sich selbst unmittelbar kund geben ohne der Illusion und Erwartung zu bedürfen. Fruchtet ihre Lehre, so hören wir auf, Glück und Genuß zu suchen und sind allein darauf bedacht, dem Schmerz und Leid möglichst zu entgehn. ... Wir sehn ein, daß das Beste was auf der Welt zu finden sei, eine schmerzlose, ruhige Gegenwart ist: wird uns solche, so wissen wir sie zu schätzen, und hüten uns wohl sie zu verderben durch ein rastloses Sehnen nach imaginären Freuden oder durch ängstliches Sorgen für eine stets ungewisse Zukunft, die doch ganz in der Hand des Schicksals ist, wir mögen ringen, wie wir wollen.”(2) Arthur Schopenhauer übernahm wesentliche Teile des obigen Zitats aus seinem Manuskript von 1824 in seine 1851 veröffentlichten Aphorismen zur Lebensweisheit.(3) Dies zeigt, dass er auch fast drei Jahrzehnte danach von der Wahrheit seiner zitierten Worte überzeugt war. Diese Überzeugung wird wohl nicht jeder Leser Schopenhauers teilen. Vielleicht müssen manche Menschen noch viele Tiefen des Lebens durchschreiten und bittere Enttäuschungen erfahren, um zu erkennen, dass dauerhaftes Glück nicht mehr ist als ein Hirngespinst, als eine Illusion. “Meistens aber” , so meinte Arthur Schopenhauer, “verschließen wir uns der einer bittern Arznei zu vergleichenden Erkenntniß, daß das Leiden dem Leben wesentlich ist ... Denn unermüdlich streben wir von Wunsch zu Wunsch, und wenn gleich jede erlangte Befriedigung, soviel sie auch verhieß, uns doch nicht befriedigt, sondern meistens bald als beschämender Irrthum dasteht, sehen wir doch nicht ein, daß wir mit dem [durchlöcherten] Faß der Danaiden schöpfen, sondern eilen zu immer neuen Wünschen.”(4) Somit ist wahres Glück durch “das stete Haschen nach immer neuen Truggestalten” nicht zu erreichen.(5) Daher gilt eine Lebensweisheit aus Schopenhauers Aphorismen: Der Thor läuft den Genüssen des Lebens nach
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