Weitere Schopenhauer-Zitate aus: Gustav Friedrich Wagner, Encyklopädisches Register zu Schopenhauer ´s Werken, Karlsruhe 1909, S. 142 f. ( Stichwort: Gewissen ):
- Handlungen von rein moralischem Wert lassen eine innere Zufriedenheit zurück, welche man den Beifall des Gewissens nennt
> W I 441 f.; E 204, 227, 256 f.
- Das Gewissen ist die aus der eigenen Handlungsweise entstehende und immer intimer werdende Bekanntschaft mit dem eigenen Selbst
> W I 403; E 95, 177, 258.
- Das Gewissen kann erst hinterher sprechen; weshalb es auch das richtende Gewissen heißt. Vorher sprechen kann es nur indirekt, mittelst der Reflexion und Erfahrung
> E 95, 169, 257 f.
- Gegen den natürlichen Ursprung des Gewissens sind schon Zweifel erhoben worden
> E 192 f. Es gibt ein unechtes, auf bloßen Aberglauben gegründetes Gewissen, welches oft mit dem echten verwechselt wird und ganz nach Art dieses quält > E 192, 171. Religiöse Leute verstehen unter Gewissen nichts Anderes, als die Dogmen und Satzungen ihrer Religion und die in Beziehung auf diese vorgenommene Selbstprüfung: in diesem Sinne werden auch Ausdrücke Gewissenszwang und Gewissensfreiheit gebraucht. Auch spricht man von einem zweifelnden, irrenden Gewissen > E 192 f.
- Die Wirksamkeit des Gewissens gilt allgemein für so schwach, daß alle Völker darauf bedacht gewesen sind, ihr durch Religion zu Hilfe zu kommen
E 171.
S. auch Arthur Schopenhauer über den Charakter > hier.
Hinweis: Eine wichtige Ergänzung zum obigen Thema sind auch die kritischen Bemerkungen Schopenhauers zur Ethik des ansonsten von ihm hoch verehrten Kant in: Arthur Schopenhauer , Preisschrift über die Grundlage der Moral, § 9 Kants Lehre vom Gewissen (E 169-174).
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