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Arthur Schopenhauer : Erfahrung und Erkenntnis

Erfahrung ist die Hauptquelle aller Erkenntnis , schrieb Arthur Schopenhauer in seiner Kritik der Kantschen Philosophie.(1)  Bei aller Kritik an seinem “Vorgänger” Kant hob Schopenhauer jedoch hervor, dass dessen Werke “durchweg das Gepräge eines überlegenen Geistes ... und ganz ungewöhnlicher Denkkraft” tragen würden. Auch  deshalb ist das folgende Kant-Zitat, das Carl Bähr seiner Schrift zur Philosophie  Schopenhauers voranstellte, besonders bemerkenswert:

Alles Erkenntnis von Dingen, aus blossem reinen Verstande,
 oder reiner Vernunft,ist nichts als lauter Schein,
 und nur in der Erfahrung ist Wahrheit. (2)

 

Zitathinweise (aus Wagners  > Schopenhauer - Register ,
Stichwort Erfahrung )

  • Jede empirische Anschauung ist schon Erfahrung:
    empirisch aber ist jede Anschauung, welche von der
    Sinnesempfindung ausgeht.
    >
    W I 525; 527, 531, 203; G 79 f.; E 22, 26.
     
  • Begriffe können nie die Erfahrung ersetzen.
    >
    W II 80, 199 f.
    Die bloße Erfahrung kann das Denken nicht ersetzen.
    Die reine Empirie verhält sich zum Denken wie Essen
    zum Verdauen.
    >
    P II 532, 114 f.
     
  • Man soll oft über die gemachten Erfahrungen nachdenken.
    Eigene Erfahrung ist der Text. Nachdenken der Kommentar
    dazu.
    >
    P I 444f.
     
  • Die eigene Erfahrung ist die unumgängliche Bedingung
    zum Verständnis der Dichtkunst und der Geschichte.
    >
    W I 288.
    Die Erfahrung lehrt mehr die Menschen als
    den Menschen kennen.
    >
    W I 288.
     
  • Das Erste, was die Erfahrung zu tun vorfindet, ist uns von
    den Hirngespinsten und falschen Begriffen zu befreien,
    welche sich in der Jugend angesetzt haben.
    >
    P I 513; P II 663 ff.
     
  • Nach Kant erwächst die Erfahrung aus zwei Elementen,
    nämlich den Erkenntnisformen und dem Wesen an sich
    der Dinge, welche sich beide darin gegeneinander
    abgrenzen lassen:
    als das a priori uns Bewusste und das a posteriori
    (durch die Sinnesempfindung) Hinzugekommene.(3)
    Da aber diese beiden subjektiven Ursprungs sind,
    so folgt, dass die gesamte Erfahrung bloße Erscheinung
    ist, welche jedoch auf ein ihr zum Grunde liegendes
    > Ding an sich hinweist.
    >
    P I 86, 96 ff.: W II 203.
    Die Erfahrung ist abhängig von Raum und Zeit;
    nicht aber sind diese von der Erfahrung entlehnt.
    >
    W I f.; G 108.
     
  • Um die Erfahrung (anschauliche Welt) zu enträtseln,
    darf man nicht, wie Kant getan hat, ihren Inhalt ignorieren.
    >
    W II 209 f.
     
  • Die äußere Erfahrung an der rechten Stelle mit der innern
    in Verbindung setzen, gibt den Schlüssel zum Verständnis
    der Welt.
    >
    W II 201, 402; N 91; W I 507.


Anmerkungen

(1) Arthur Schopenhauer , W I 507.

(2) Carl G. Bähr, Die Schopenhauersche Philosophie in ihren
Grundzügen dargestellt und kritisch beleuchtet, Dresden 1857.
Schopenhauer hatte Bähr als einer seiner jüngsten Anhänger
sehr geschätzt, wobei er besonders dessen Verständnis seiner Philosophie in mehreren Briefen an ihn lobend hervorhob.
S. dazu: Arthur Schopenhauer, Gesammelte Briefe,
hrsg. v. Arthur Hübscher, 2. Aufl., Bonn 1987.

(3) Ausgehend von Kant waren für Schopenhauer Raum, Zeit
und Kausalität die Formen der Erkenntnis. Diese sind von
vornherein im Gehirn, also a priori, verankert.
Die Sinnesempfindungen kommen dann hinzu, sind also
a posteriori. Sie erscheinen uns dann entsprechend den
Erkenntnisformen in räumlichen, zeitlichen und kausalen
Zusammenhängen. Da Raum, Zeit und Kausalität laut
Schopenhauer nur “Gehirnfunktionen” sind, sind sie nicht
das > Ding an sich, sondern nur dessen Erscheinung.

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