Alles Erkenntnis von Dingen, aus blossem reinen Verstande, oder reiner Vernunft,ist nichts als lauter Schein, und nur in der Erfahrung ist Wahrheit. (2)
Zitathinweise (aus Wagners > Schopenhauer - Register , Stichwort Erfahrung )
- Jede empirische Anschauung ist schon Erfahrung:
empirisch aber ist jede Anschauung, welche von der Sinnesempfindung ausgeht. > W I 525; 527, 531, 203; G 79 f.; E 22, 26.
- Begriffe können nie die Erfahrung ersetzen.
> W II 80, 199 f. Die bloße Erfahrung kann das Denken nicht ersetzen. Die reine Empirie verhält sich zum Denken wie Essen zum Verdauen. > P II 532, 114 f.
- Man soll oft über die gemachten Erfahrungen nachdenken.
Eigene Erfahrung ist der Text. Nachdenken der Kommentar dazu. > P I 444f.
- Die eigene Erfahrung ist die unumgängliche Bedingung
zum Verständnis der Dichtkunst und der Geschichte. > W I 288. Die Erfahrung lehrt mehr die Menschen als den Menschen kennen. > W I 288.
- Das Erste, was die Erfahrung zu tun vorfindet, ist uns von
den Hirngespinsten und falschen Begriffen zu befreien, welche sich in der Jugend angesetzt haben. > P I 513; P II 663 ff.
- Nach Kant erwächst die Erfahrung aus zwei Elementen,
nämlich den Erkenntnisformen und dem Wesen an sich der Dinge, welche sich beide darin gegeneinander abgrenzen lassen: als das a priori uns Bewusste und das a posteriori (durch die Sinnesempfindung) Hinzugekommene.(3) Da aber diese beiden subjektiven Ursprungs sind, so folgt, dass die gesamte Erfahrung bloße Erscheinung ist, welche jedoch auf ein ihr zum Grunde liegendes > Ding an sich hinweist. > P I 86, 96 ff.: W II 203. Die Erfahrung ist abhängig von Raum und Zeit; nicht aber sind diese von der Erfahrung entlehnt. > W I f.; G 108.
- Um die Erfahrung (anschauliche Welt) zu enträtseln,
darf man nicht, wie Kant getan hat, ihren Inhalt ignorieren. > W II 209 f.
- Die äußere Erfahrung an der rechten Stelle mit der innern
in Verbindung setzen, gibt den Schlüssel zum Verständnis der Welt. > W II 201, 402; N 91; W I 507.
Anmerkungen
(1) Arthur Schopenhauer , W I 507.
(2) Carl G. Bähr, Die Schopenhauersche Philosophie in ihren Grundzügen dargestellt und kritisch beleuchtet, Dresden 1857. Schopenhauer hatte Bähr als einer seiner jüngsten Anhänger sehr geschätzt, wobei er besonders dessen Verständnis seiner Philosophie in mehreren Briefen an ihn lobend hervorhob. S. dazu: Arthur Schopenhauer, Gesammelte Briefe, hrsg. v. Arthur Hübscher, 2. Aufl., Bonn 1987.
(3) Ausgehend von Kant waren für Schopenhauer Raum, Zeit und Kausalität die Formen der Erkenntnis. Diese sind von vornherein im Gehirn, also a priori, verankert. Die Sinnesempfindungen kommen dann hinzu, sind also a posteriori. Sie erscheinen uns dann entsprechend den Erkenntnisformen in räumlichen, zeitlichen und kausalen Zusammenhängen. Da Raum, Zeit und Kausalität laut Schopenhauer nur “Gehirnfunktionen” sind, sind sie nicht das > Ding an sich, sondern nur dessen Erscheinung.
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