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Arthur  Schopenhauer

 Zwischen Bewunderung und Unverständnis

Arthur Schopenhauer

Teil 7 zu Arthur Schopenhauer - sein Leben und Werk.
Aus: Unsere Zeit. Jahrbuch zum Conversations-Lexikon,
 4. Band, Leipzig (Brockhaus) 1860, S. 711 ff.
 Die Rechtschreibung wurde beibehalten; Zwischenüberschriften und Anmerkungen  sind von der Redaktion.

Die über Schopenhauer´s Philosophie theils für, theils wider dieselbe erschienenen Schriften und Journalartikel bilden beinahe eine kleine Literatur. Auch in das Ausland ist Schopenhauer´s Ruf gedrungen, namentlich brachte die Westminster Review einen langen Artikel über ihn, den Frauenstädt in deutscher Übersetzung seinen Briefen über die Schopenhauer´sche Philosophie vorangesetzt hat.

Schon lange jedoch, ehe Schopenhauer berühmt geworden, gaben Goethe und Jean Paul ihr Urteil über ihn ab. Goethe tat dies in den Tag- und Jahresheften von 1819, wo er von Schopenhauer als einen ´meist verkannten` jungen Mann redet.

Jean Paul zählt in der Kleinen Nachschule zur Ästhetischen Vorschule Schopenhauer´s Welt als Wille und Vorstellung unter den Schriften auf, die ihm nicht genug Lob erhalten zu haben scheinen. Er nennt diese Schrift ein ´genialphilosophisches, kühnes, vielseitiges Werk voll Scharfsinn und Tiefsinn`, das er aber nur loben, nicht unterschreiben kann, wegen seiner oft ´trost- und bodenlosen Tiefe, vergleichbar dem melancholischen See in Norwegen, auf dem man in seinen Ringmauern von steilen Felsen nie die Sonne, sondern in der Tiefe nur den gestirnten Taghimmel erblickt, und über welchen kein Vogel und keine Woge zieht`. (1)

Wie es Jean Paul ging, so ging es auch den begeisterten Anhängern und Verehrern Schopenhauer`s in der Gegenwart, selbst Frauenstädt: sie konnten seine Philosophie nur loben, aber nicht unterschreiben. Namentlich ist es das pessimistische Resultat der Schopenhauer´schen Philosophie, in dem sie mit dem Buddhaismus zusammentrifft, was Anstoß erregt, der Gedanke nämlich, daß die Welt vom Übel ist und die Erlösung daher nur zu erwarten steht von der Verneinung des Willens zum Leben, der das Wesen und den Kern der Welt bildet. (2)


Anmerkungen

(1) Wie bereits in Anm. 1 zu Arthur Schopenhauer (4) erwähnt, beschreibt Schopenhauers Philosophie nicht bloß das Leid dieser Welt, sondern enthält, was oft verkannt wird, den Ausblick auf Erlösung. Sie ist in ihrem Kern eine philosophisch untermauerte Erlösungslehre und durchaus vergleichbar mit der Erlösungsmystik der altindischen Religionen, vor allem der Upanishaden und des Mahayana-Buddhismus.

> Arthur Schopenhauer und die Mystik

> Arthur Schopenhauer und die indischen Religionen 

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