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Arthur Schopenhauer

über den Teufel

Aus: Schopenhauer-Lexikon.
Ein philosophisches Wörterbuch,
nach Arthur Schopenhauers sämmtlichen Schriften und handschriftlichem Nachlaß
bearb. von Julius Frauenstädt. Band 2, Leipzig 1871, S. 369  f. (Stichwort: Teufel).

Unentbehrlichkeit des Teufels
 im Theismus und Christentum.

Die Annahme, dass Übel und Böses ihren Keim im Ursprung oder im Kern der Welt selbst haben (eine Annahme, deren aufrichtigster Ausdruck Ormuzd und Ahriman * ist), wird begreiflicherweise dem Theismus am allerschwersten. Daher entstanden die Versuche, das Böse und das Übel auf die Freiheit des Willens und auf die Materie zu schieben, um Gott davon zu entlasten; wobei man ungern den Teufel zur Seite liegen ließ, der eigentlich das rechte Expediens ad hoc [Mittel zu diesem Zweck] ist. (W. II, 190.)

Der Teufel ist im Christentum eine höchst nötige Person, als Gegengewicht zur Allgüte, Allweisheit und Allmacht Gottes, als bei welcher gar nicht abzusehen ist, woher denn die überwiegenden, zahllosen und grenzenlosen Übel der Welt kommen sollten, wenn nicht der Teufel da ist, sie auf seine Rechnung zu nehmen. Daher ist, seitdem die Rationalisten ihn abgeschafft haben, der hieraus auf der andern Seite erwachsende Nachteil mehr und mehr fühlbar geworden; wie das vorherzusehen war und von den Orthodoxen vorhergesehen wurde. Denn man kann von einem Gebäude nicht einen Pfeiler wegziehen, ohne das Übrige zu gefährden. (P. II, 395.)

Im Mittelalter und bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts hielt man den Glauben an Gott unzertrennlich von dem an den Teufel und wer an letzteren nicht glaubte, wurde schon deshalb Atheist genannt. Das war so absurd nicht. (H. 340.)


Wo der eigentliche Teufel zu finden ist.

Der Pantheismus ist absurd. Viel richtiger wäre es die Welt mit dem Teufel zu identifizieren. (P. II, 107.) Sie ist schlimm genug, sie ist Hölle, und an Teufeln fehlt es nicht darin. Man betrachte nur, was gelegentlich Menschen über Menschen verhängen, mit welchen ausgegrübelten Martern einer den anderen langsam zu Tode quält, und frage sich, ob Teufel mehr leisten könnten. (P. II, 395.)


* Anmerkung der Redaktion
Der oben von Arthur Schopenhauer verwendete Ausdruck Ormuzd und Ahriman bezieht sich auf Bezeichnungen im Parsismus. Dort ist Ormuzd (richtiger: Ormazd) “der gute und höchste Gott, Schöpfer und Weltenrichter. Der von ihm geschaffenen Welt der Wahrheit, des Lichtes, stellt Ahriman die Gegenwelt des Trugs, der Finsternis zur Seite.  Der Kampf der beiden Mächte und der endliche Sieg des Ahura Mazda [= Ormazd] bildet den Kern von Zarathustras Lehre” (Wörterbuch der Religionen, begr. von Alfred Bertholet, 3. Aufl., Stuttgart 1976, S. 17).

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