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Arthur Schopenhauer über den Teufel |
Aus: Schopenhauer-Lexikon. |
Unentbehrlichkeit des Teufels Die Annahme, dass Übel und Böses ihren Keim im Ursprung oder im Kern der Welt selbst haben (eine Annahme, deren aufrichtigster Ausdruck Ormuzd und Ahriman * ist), wird begreiflicherweise dem Theismus am allerschwersten. Daher entstanden die Versuche, das Böse und das Übel auf die Freiheit des Willens und auf die Materie zu schieben, um Gott davon zu entlasten; wobei man ungern den Teufel zur Seite liegen ließ, der eigentlich das rechte Expediens ad hoc [Mittel zu diesem Zweck] ist. (W. II, 190.) Der Teufel ist im Christentum eine höchst nötige Person, als Gegengewicht zur Allgüte, Allweisheit und Allmacht Gottes, als bei welcher gar nicht abzusehen ist, woher denn die überwiegenden, zahllosen und grenzenlosen Übel der Welt kommen sollten, wenn nicht der Teufel da ist, sie auf seine Rechnung zu nehmen. Daher ist, seitdem die Rationalisten ihn abgeschafft haben, der hieraus auf der andern Seite erwachsende Nachteil mehr und mehr fühlbar geworden; wie das vorherzusehen war und von den Orthodoxen vorhergesehen wurde. Denn man kann von einem Gebäude nicht einen Pfeiler wegziehen, ohne das Übrige zu gefährden. (P. II, 395.) Im Mittelalter und bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts hielt man den Glauben an Gott unzertrennlich von dem an den Teufel und wer an letzteren nicht glaubte, wurde schon deshalb Atheist genannt. Das war so absurd nicht. (H. 340.)
Der Pantheismus ist absurd. Viel richtiger wäre es die Welt mit dem Teufel zu identifizieren. (P. II, 107.) Sie ist schlimm genug, sie ist Hölle, und an Teufeln fehlt es nicht darin. Man betrachte nur, was gelegentlich Menschen über Menschen verhängen, mit welchen ausgegrübelten Martern einer den anderen langsam zu Tode quält, und frage sich, ob Teufel mehr leisten könnten. (P. II, 395.)
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