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Arthur Schopenhauer

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Zeittafel

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 Arthur Schopenhauer und seinem Werk

Diese Zeittafel ergänzt  die Beiträge zu Arthur Schopenhauers Biografie . Wichtige Quellen sind hierbei neben Schopenhauers Autobiografien  von 1819 und 1851 besonders seine Briefe und sein Handschriftlicher Nachlaß (Manuskripte usw.), die eine genauere zeitliche Zuordnung ermöglichen.

1788 (22. Febr.)  Arthur Schopenhauer wird als Sohn des Großkaufmanns Heinrich Floris Schopenhauer und seiner Frau Johanna Henriette, geb. Trosiener, in Danzig geboren.

1793 Die Freie Stadt Danzig kommt unter preußische Herrschaft. Heinrich Floris Schopenhauer zieht deshalb mit Frau und Kind nach Hamburg.

1797 Geburt von Luise Lavinia Adelaide, genannt Adele Schopenhauer.

1797-99 Aufenthalt Arthurs bei der Familie Grégoire in Le Havre.

1800 (Sommer) Reise mit den Eltern bis Prag und Karlsbad.

1803 (Mai)-1804 Reise mit den Eltern nach England, Frankreich, der Schweiz, Österreich; in England dreimonatiger Aufenthalt zur Erlernung der Sprache in Wimbledon, nahe London.
- Weiterreise mit der Mutter nach Danzig: Konfirmation und Kurzlehre beim Handelsherrn Kabrun. Rückkehr Dez. 1804.

1805 (1. Jan.) Beginn der Kaufmannslehre bei Senator Jenisch

1805 (20. April) Tod des Vaters

1806 Johanna Schopenhauer zieht mit Adele nach Weimar.

1807 (Juni) Arthur beginnt in Gotha mit Privatunterricht in den klassischen Sprachen und besucht die in deutscher Sprache gehaltenen Stunden im Gymnasium.

1807 (Dez.) Arthur wird wegen eines Spottgedichts auf einen
Lehrer von seinem Privatlehrer aus Gründen der Kollegialität der Unterricht aufgekündigt. Er will unter diesen Umständen das Gymnasium nicht weiter besuchen und zieht nach Weimar, wo er bei seinem Griechischlehrer Passow wohnt.

1809 Die Privatlehrer erklären den mündig gewordenen Arthur  für universitätsreif. Er bezieht im Okt. die Universität
Göttingen, immatrikuliert sich zunächst als Student der Medizin, wird aber von dem berühmten Prof. Aenesidemus Schulze “zur Philosophie erweckt”.

1811 Schopenhauer wechselt über zur ein Jahr zuvor eröffneten
Berliner Universität, an der Fichte und Schleiermacher lehren.

1812  war für Schopenhauer ein “entscheidendes Jahr”, denn seitdem vollzog sich für ihn die “grundsätzliche Abkehr von den Religionen als einem System von Glaubenslehren”.(7)

1813 Im Hinblick auf die Kriegswirren zieht er nach Rudolstadt,
um dort in Ruhe seine Dissertation ausarbeiten zu können. Promotion in absentia in Jena (magna cum laude)
Veröffentlichung der Dissertation  Ueber die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde.

1813-14 Aufenthalt in Weimar. Wohnung im Hause der Mutter. - Begegnung mit Goethe, gemeinsame Studien über die Farbenlehre; darüber hinausreichende philosophische Gespräche.

1814 (Mai) Trennung von der Mutter,
Übersiedlung nach Dresden.
- Ausleihe des Oupnekhat (= Übersetzung der Upanishaden , dem altindischen Weisheitsbuch) aus der Herzoglichen Bibliothek in Weimar. Das Oupnekhat wurde Schopenhauers “Bibel” und höchst bedeutsam für seine Philosophie, denn

1816 schreibt er in sein Manuskript, “daß ich nicht glaube, daß meine Lehre je hätte entstehn können, ehe die Upanischaden, Plato und Kant ihre Strahlen zugleich in eines Menschen Geist werfen konnten”. (1)
- Erscheinen der Schrift Ueber das Sehn und die Farben.

1818 (mit der Jahreszahl 1819!) Erscheinen des Hauptwerks Die Welt als Wille und Vorstellung, an dem Schopenhauer bereits in Berlin zu arbeiten begonnen hat.

1818/19 Erste italienische Reise.
- Die gro
ße Liebe in Florenz.

1819 Bankrott des Danziger Handelshauses Muhl, bei dem Schopenhauer einen Teil seines Vermögens angelegt hat.
- Rückkehr aus Italien. Entschluß zur Habilitation.

1820 Nach der Probevorlesung am 23. März liest Schopenhauer für ein einziges Semester in Berlin, jeweils zu den Stunden der Vorlesung des berühmten Hegel.
- Beginn der Beziehung zur “Berliner Geliebten”, Caroline Richter genannt Medon.
- Prozeß gegen die Näherin Marquet.

1822/23 Zweite Italienreise über die Schweiz. Rückkehr im Mai.

1823 Schwere Erkrankung in München,
danach Kur in Bad Gastein.
- Über Mannheim und Heidelberg Rückkehr nach Dresden.

1825 Rückkehr nach Berlin.
- Wiederaufnahme der Beziehung zu Caroline Medon.
- Endgültige Niederlage im Prozeß Marquet.
- Vorlesungen kommen nicht mehr zustande.
- Erste Arbeiten an Graciáns Handorakel.

1828 (ungefähr) Heiratsantrag Flora Weiß, Ablehnung.

1831/32 Erster Aufenthalt in Frankfurt am Main.
- Endgültige Übersetzung des Handorakels. (Erstdruck 1862!)

1830 Erscheinen (auf lateinisch) der gekürzten,  umgearbeiteten Farbenschrift in einer kleinen wissenschaftlichen Reihe.

1832 (Juli) bis 1833 (Juni) Zwischenaufenthalt in Mannheim.

1833 Endgültige Übersiedlung nach Frankfurt am Main, wo Schopenhauer als “nichtverbürgerter Permissionist”
(mit Aufenthaltserlaubnis ohne Einbürgerung) lebt.

1836 Ueber den Willen in der Natur. Die Schrift bringt den ersten Schüler: Dorguth.

1837 Arbeit an der Preisschrift Ueber die Freiheit des menschlichen Willens. Die Königlich Norwegische Gesellschaft der Wissenschaften entscheidet für ihre Prämiierung unter drei eingegangenen Arbeiten. 1839 erfährt Schopenhauer von seinem Erfolg.

1838 Tod der Mutter.

1839 Einreichung einer zweiten Preisschrift  Ueber die Grundlage der Moral  an die Königlich Dänische Gesellschaft der Wissenschaften - sie wird nicht gekrönt.

1841 Beide Preisschriften erscheinen als Die beiden Grundprobleme der Ethik.
- Gründung des Frankfurter Vereins zum Schutze der Thiere , dem Schopenhauer umgehend beitrat. (2)
> Arthur Schopenhauer über Tierschutz und Tierschutzvereine

1844 Zweite Auflage der Welt als Wille und Vorstellung, ergänzt durch einen umfangreichen zweiten Band.
 - Weitere ”Schüler” melden sich.
 - Briefwechsel mit Johann August Becker. Schopenhauer hielt seine Anworten auf dessen “sehr durchdachten, scharfsinnigen und überaus deutlich vorgetragenen Einwendungen” für eine wichtige Erläuterung seiner Philosophie.

1847 Zweite Auflage der Dissertation.

1849 Tod der Schwester.

1851 Erscheinen der Parerga und Paralipomena. Die “Wende” durch ihre Rezension in der “Westminster Review”.

1852 Deutliches Bekenntnis Schopenhauers zum Buddha und zu seiner Lehre: In Briefen schrieb er vom  Buddhismus als unserer allerheiligsten Religion,  nannte den Buddha den Siegreich-Vollendeten (3) und bezeichnete sich und seine Anhänger als Buddhaisten (4).

1854 Zweite Auflage der Schrift Ueber den Willen in der Natur. - Zweite Auflage der Schrift ›Ueber das Sehn und die Farben.

1856 Prof. Weiße stellt in Leipzig die erste Preisfrage über Schopenhauers Philosophie.

1857 Erste Vorlesungen über die Philosophie Schopenhauers (Universitäten Bonn und Breslau).

1859 Dritte Auflage der Welt als Wille und Vorstellung.

1860 Zweite Auflage der Beiden Grundprobleme der Ethik.

1860 (21. Sept.) Arthur Schopenhauer stirbt
in Frankfurt am Mein an Lungenentzündung. (5)

 

Im Alter gibt es keinen schöneren Trost,
 als daß man die ganze Kraft seiner Jugend
Werken einverleibt hat, die nicht mit altern.
Arthur Schopenhauer (6)
 


Weiteres
> Beiträge zur Biografie Arthur Schopenhauers.
 

Anmerkungen

(1) Arthur Schopenhauer , Der handschriftliche Nachlaß in fünf Bänden, hrsg. von Arthur Hübscher, München 1985, Band 1, S. 422 und Band 5, S. 338 f.

(2) Arthur Schopenhauer , Leben und Werk in Texten und Bildern, hrsg. v. Angelika Hübscher, Frankfurt a. M. 1989, S. 245.

(3) Brief an Julius Frauenstädt vom 02.01.1852 (Arthur Schopenhauer , Gesammelte Briefe, hrsg. v. Arthur Hübscher,
 2. Aufl., Bonn 1987, S. 273). Jedoch schon vorher verwendete Schopenhauer  die Bezeichnung “wir Buddhaisten” (Brief an seine Schwester vom ca. 23.08.1849, Briefe, a. a. O., S. 236).

(4) Brief an Adam von Doss vom 10.05.1852
(Briefe, a. a. O., S. 281). Dort heißt es mit Bezug auf den Hofrat Ignaz Perner, dem Begründer des Münchner Vereins gegen Tierquälerei, und dessen Aktivitäten für den Tierschutz: “Er ist ein höchst verdienter Mann; wer könnte das höher schätzen, als wir Buddhaisten!” Schopenhauer meinte hier offensichtlich die im Gegensatz zum Christentum sehr tierfreundliche Einstellung des Buddhismus, die er oftmals in seinen Werken hervorhob.

(5) Die obige Zeittafel ist mit einigen Veränderungen entnommen aus: Arthur Schopenhauer , Leben und Werk in Texten und Bildern, a. a. O., S. 359 ff.

Dieser Quellenhinweis gibt der Redaktion des Studienkreises den Anlass, auf das o. a. sehr empfehlenswerte Buch hinzuweisen, von dem es in einer Rezension u. a. heißt: “Der Bildband von 1989 (dessen Qualität übrigens das Taschenbuchformat keinen Abbruch tut) ergänzt die [ebenfalls von Angelika Hübscher herausgegebene] Brief-Biographie auf einzigartige Weise: reichhaltiges, sorgfältig aufbereitetes Bildmaterial dokumentiert das Leben, die Schaffensepochen Schopenhauers und vermittelt einen lebhaften Eindruck seiner Zeit ... ihr [der Herausgeberin] Anliegen, das in den kommentierenden  Textpassagen immer wieder zutage tritt, wird hier besonders deutlich: aufzuräumen mit Gerüchten, Legenden, die oberflächliche Schopenhauer-Biographien hervorbrachten und die von verschiedensten Veröffentlichungen - gerade auch im Jubiläumsjahr 1988 - immer wieder genährt werden. Und die ´Zerstörung der Legenden` sollte ihr mit der getroffenen Auswahl der Bilddokumente, der sorgfältigen Recherche und prägnanten Kommentierung auch gelingen.”
(Margit Ruffing, Jahrbuch  der Schopenhauer-Gesellschaft 1991, S. 167 f.)

(6) Arthur Schopenhauer ,  Werke in zehn Bänden (Zürcher Ausgabe), Zürich 1977, Band VIII, S. 438.

(7) Arthur Hübscher , Denker gegen den Strom: Schopenhauer: gestern - heute - morgen , 4. Aufl., Bonn 1988, S 17 f. Hiernach begann die “Abkehr von der Religion” im Zusammenhang mit einer  Vorlesung Schleiermachers, der, wie Schopenhauer meinte, “Religion und Philosophie können nicht ohne einander bestehn, keiner kann Philosoph werden, ohne religiös zu sein”. Dem hielt Schopenhauer entgegen: “Keiner, der religiös ist, gelangt zur Philosophie; er braucht sie nicht. Keiner, der wirklich philosophiert, ist religiös, er geht ohne Gängelband, gefährlich, aber frei.” Um 1822 trug er in sein “Reisebuch” ein: “Wenn ein Gott diese Welt gemacht hat, so möchte ich nicht der Gott seyn: ihr Jammer würde mir das Herz zerreißen.” (Arthur Schopenhauer, Der handschriftliche Nachlaß, hrsg. von Arthur Hübscher, Band 3, München 1985, S. 57.)   

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