Die Philosophie Schopenhauers geht wie der Buddhismus davon aus, dass das Leid ein Wesensmerkmal dieser Welt ist und bleiben wird. Dementsprechend teilten der Buddha und Arthur Schopenhauer nicht den weit verbreiteten Optimismus, der meint, die Welt sei grundsätzlich gut und werde immer besser, wenn man nur entschieden genug - z. B. in politischen Organisationen - darum kämpfen würde.
Hingegen erkannten Buddha und Schopenhauer, dass das Leid dieser Welt nicht bloß in irgendwelchen gesellschaftlichen und politischen Gegebenheiten begründet ist. Die wirkliche Ursache allen Leides war für den Buddha das Begehren , für Schopenhauer der Wille. Beide, Buddha und Schopenhauer , waren aber davon überzeugt, dass das Begehren bzw. der Wille zur Ruhe kommen kann. In diesem Sinne waren sie, wie bereits erwähnt, durchaus optimistisch. Es ist aber ein anderer Optimismus als der, welcher trotz aller furchtbaren geschichtlichen Erfahrungen immer noch daran glaubt, dass es dem Menschen möglich sei, diese Welt mehr oder weniger in ein Paradies auf Erden zu verwandeln.
Schopenhauer lehrte - anders als etwa Hegel und Marx - keine optimistische Geschichtsphilosophie. Dennoch gab und gibt die Philosophie Schopenhauers vielen Menschen wahren Trost. Das mag wohl auch daran liegen, dass Arthur Schopenhauer keinem oberflächlichen Optimismus, der oft in Enttäuschung endet, huldigte. Seine Philosophie orientiert sich nicht an Utopien, sondern, obwohl metaphysisch tief gegründet, an den Realitäten des Lebens, wobei dessen negative Seite nicht ausgeklammert wird. Denn wie könnte ein Arzt helfen, der Krankheiten übersieht, nur um Optimismus verbreiten zu können?
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