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Arthur Schopenhauer 

Geschichte und Philosophie

Der wesentliche Inhalt der Geschichte ist überall der selbe;
er gleicht dem Kaleidoskop, welches stets die selben Dinge
unter anderen Konfigurationen erblicken läßt.
 Arthur Schopenhauer
 (W II 505, 508, 547; P II 479, 508; SR 134)

Abkürzungen zu den Schopenhauer - Zitatquellen > hier.

Zitathinweise
(aus Wagners  > Schopenhauer - Register, Stichwort Geschichte ).

  • Hauptstellen:
    >
    W I 75, 215 f., 288 ff.; W II 501 ff.; P II 479 ff.
     
  • Der Stoff der Geschichte  ist das Bejahen des Willens zum Leben, in welchem seine Selbstentzweiung den höchsten Gipfel seiner Objektivation erreicht.
    >
    W I 392 f., 455.
    Daher erzählt die Geschichte, von einem Ende zum andern, von lauter Kriegen und Heldentaten.
    >
    P II 259, 313, 480.
     
  • Die Wissenschaften reden von dem, was immer ist; die Geschichte hingegen von dem, was nur ein Mal und dann nicht mehr ist.
    >
    W II 502, 505.
     
  • Die Geschichte ist in gewissem Sinne der Gegensatz der Philosophie. Während die Geschichte uns lehrt, dass zu jeder Zeit etwas Anderes gewesen, ist die Philosophie bemüht, uns zu zeigen, dass zu allen Zeiten ganz das Selbe war, ist und sein wird. Hierauf beruht das Widerspiel zwischen philosophischen und den historischen Köpfen: jene wollen ergründen, diese wollen zu Ende zählen.
    >
    W II 504.
    Für den Philosophen haben die Weltbegebenheiten nur in sofern Interesse, als sie die Buch- staben sind, aus denen die Idee der Menschen sich lesen lässt.
    >
    W I 215.
    Die Begebenheiten, die vielgestalteten Formen des menschlichen Lebens sind vorübergehende Erscheinungen; das Wesentliche, Bleibende ist der Wille zum Leben, der sich zeigt in den Eigenschaften und Leidenschaften der Menschen.
    >
    W I 215; W II 506 ff.
     
  • Das Wesen des Menschenlebens ist in jeder Gegenwart ganz vorhanden und bedarf, um erkannt zu werden, nur der Tiefe der Auffassung.
    >
    W II 504.
     
  • Die Devise der Geschichte ist:
    Eadem, sed aliter (
    Das Gleiche, aber in anderer Form).
    >
    W II 508.
    Es ist nicht der richtige Weg, Tatsachen ins Unendliche aufzuzählen, sondern man soll in Einem das Viele, in der Kenntnis der Menschheit das Treiben der Völker erkennen.
    >
    P II 480.
     
  • Eine wesentliche Unvollkommenheit der Geschichte ist, dass sie nie geschlossen und vollständig ist, sondern durch Erfahrung immer neuen Stoff erhält.
    >
    P II 480; W II 202, 502 f.
    Die Toren meinen, es solle erst etwas werden und glauben, der Geschichte liege ein Plan zum Grunde, welchem gemäß alles zum Besten gelenkt wird, welches dann finaliter (bis ans Ende) eintreten soll und eine große Herrlichkeit sein wird.
    >
    W I 215; W II 507: P II 599; E 251.
    Einem Werden mittelst des Weltprozesses stellt sich die Einsicht a priori (von vornherein) entgegen, dass bereits eine unendliche Zeit abgelaufen ist, folglich alles, was mit der Zeit kommen sollte, schon da sein müsste.
    >
    W I 322; W II 205; P II 393.
     
  • Die wirkliche Philosophie der Geschichte behandelt das Unveränderliche und immerdar Bleibende; sie erkennt das Identische, welches in den Grundeigenschaften des menschlichen Herzens besteht, in allen Vorgängen der alten wie der neuen Zeit.
    >
    W II 506 ff.
     
  • Der Wert der Geschichte beruht darauf, dass erst durch sie ein Volk sich seiner selbst voll- ständig bewusst wird.
    >
    W II 508 f.
    Jede Lücke in der Geschichte  ist wie eine Lücke im erinnernden Selbstbewusstsein eines Menschen. Das Mittel, um das durch den Tod unaufhörlich unterbrochene und zerstückelte Bewusstsein des Menschengeschlechts wieder zur Einheit herzustellen, ist die Schrift oder auch steinerne Denkmale.
    >
    W II 509 f. 
    Das Menschenleben ist so flüchtig, dass es ein dankenswertes Bestreben ist, wenigstens die Hauptbegebenheiten und Hauptpersonen aus dem allgemeinen Schiffbruch der Welt zu retten.
    >
    P II 479. 
    Eigene Erfahrung ist unumgängliche Bedingung zum Verständnis der Geschichte. 
    >
    W I 288.
     
  • Die Geschichte kann man ansehen als eine Fortsetzung der Zoologie.
    >
    P II 479 f.

Weiteres

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