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André Gide

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Arthur Schopenhauers Hauptwerk

“Die Welt als Wille und Vorstellung”

 

Redaktion

Arthur Schopenhauer

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In sein Tagebuch notierte der französische Schriftsteller André Gide :

“Als ich Die Welt als Wille und Vorstellung von Schopenhauer las, dachte ich sofort: also das ist es!”(1)

Welche Bedeutung Arthur Schopenhauers Hauptwerk für ihn hatte, brachte André Gide auch an anderer Stelle zum Ausdruck:

“Ich tröstete mich mit Schopenhauer. Voll unbeschreiblichen Entzückens trat ich in seine Welt als Wille und Vorstellung ein, las sie von einem Ende zum andern, las sie immer wieder - mit einer Hingegebenheit, der, Monate lang, kein äußerer Zuruf mich entreißen konnte. (...) Schopenhauer ist es, und kein anderer, dem ich meine Einweihung in die Geheimnisse der Philosophie verdanke.”(2)

Das Gide so tief beeindruckende Hauptwerk Schopenhauers wurde inzwischen auch als Taschenbuch von Angelika Hübscher im Rahmen ihrer zehnbändigen Zürcher Ausgabe der Werke Arthur Schopenhauers herausgegeben. Erläuternd schrieb dazu die um die Verbreitung von Schopenhauers Philosophie verdienstvolle Herausgeberin in ihren Nachbemerkungen:

“Die beiden Bände der Welt als Wille und Vorstellung bilden das Hauptwerk Schopenhauers. Der erste Band ist in einem großen Anlauf in den vier Jahren zwischen 1814 und 1818 entstanden, er gibt die kühne und leidenschaftliche Konzeption des Grundgedankens, der die ganze Lehre Schopenhauers trägt. Dieser eine beherrschende Gedanke entwickelt sich in zwei Betrachtungsreihen, die der Welt als Vorstellung und der Welt als Wille gelten - die Folge ist umgekehrt, als der Titel erwarten läßt. Der Titel stellt das Endergebnis voran: die Welt als Wille, als Ausdruck einer Urmacht, die vom Größten bis zum Kleinsten das ganze Getriebe beherrscht. Die Darstellung aber muß dieses Ergebnis sorgsam von unten, von den Tatsachen unseres Vorstellungsvermögens her erarbeiten. So werden in vier Büchern nachein- ander Erkenntnislehre, Metaphysik, Ästhetik und Ethik behandelt, wobei sich eine eigentümliche Verschränkung ergibt: das dritte Buch erhellt sich auf den Grundlagen des ersten, das vierte auf den Grundlagen des zweiten. Die Kunst steht über der Erkenntnis, die Sittlichkeit über der Natur.

Das Werk, bei seinem Erscheinen wenig beachtet, später vom Ver- leger kurzerhand eingestampft, erlebte 1844 eine zweite, um den ganzen zweiten Band vermehrte Auflage, in der sich der meisterliche und reiche Stil Schopenhauers voll entfaltet; es kam zu Lebzeiten Schopenhauers noch zu einer wiederum bereicherten 3. Auflage. (...)

Was aber bedeutet uns das spät zur Geltung gelangte Weltbild Schopenhauers? Man hat von einer kopernikanischen Wende in der Philosophie gesprochen, von der Tatsache nämlich, daß die Weltdeutung Schopenhauers nicht mehr, wie alles Denken von Descartes bis zu Hegel, vom Geiste her, sondern vom Willen her verstanden wird, dem Willen, diesem ursprünglichen, nicht wegzuleugnenden, alles Geschehen durchwirkenden und bestimmenden Urprinzip, das sich in der nie abreißenden Kette rastlosen Begehrens und Getriebenwerdens als eine Vielfalt von Formen darstellt: in trüben, dumpfen, finsteren zumeist, und erst am Ende des Weges zur Herrschaft über den Intellekt gelangten, der uns begnadete zugleich und verdammte Spätlinge des Daseins das ganze Spiel durchschauen läßt. Man hat diese Weltsicht pessimistisch genannt, aber sie hat zum ersten Mal eine Erklärung für alles Furchtbare und Grausame des Lebens ermöglicht und zu innerer Bereitschaft aufgerufen. Ihre Wirkungen sind heute überall erkennbar, so sehr man sie auch heute noch wie zur Zeit ihres Urhebers gerne und mit schlechtem Gewissen übersieht.”(3)

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> Artur Schopenhauer : Die Welt als Wille und Vorstellung

 

Anmerkungen

(1)  Zit. aus: Über Arthur Schopenhauer .
Hrsg. v. Gerd Haffmans. 3. Aufl.,Zürich 1981, S. 232.

(2) Zit. aus: Über Arthur Schopenhauer ,  a. a. O., S. 233.

(3) Arthur Schopenhauer , Werke in zehn Bänden, Zürich 1977 (Zürcher Ausgabe), Band IV,  dort: Angelika Hübscher, Zu diesem Werk, S. 758 f.

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